Monopoly auf US-Häusermarkt: Noch mal 15 Milliarden für Fannie Mae

Der angeschlagene Immobilienfinanzierer Fannie Mae braucht weitere Milliarden vom Staat. Die sollte er auch bekommen. Schließlich muss er noch immer den US-Häusermarkt retten.

Mehr Verkäufer als Käufer: Haus in Leawood, Kansas. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Meldungen gleichen denen von vor einem Jahr: Nach einem Quartalsverlust von knapp 19 Milliarden US-Dollar braucht Fannie Mae wieder frisches Geld vom Staat. Dieses Mal fordert der US-Immobilienfinanzierer 15 Milliarden Dollar - und die wird er ohne Frage auch bekommen. Denn in den vergangenen neun Quartalen hat er zwar insgesamt rund 120 Milliarden Dollar Minus gemacht und 60 Milliarden Dollar an Staatshilfen verschlungen. Aber all das fand sozusagen im Auftrag der US-Aufsichtsbehörde Federal Housing Finance Agency statt, unter deren Kontrolle das Geldhaus seit September 2008 steht.

Wie das Zwillingsinstitut Freddie Mac soll Fannie Mae den Häusermarkt stabilisieren. Für beide Finanzierer hat die US-Regierung deshalb voriges Jahr einen Hilfsrahmen von jeweils bis zu 200 Milliarden Dollar bewilligt. Derzeit sieht es so aus, als müsste der tatsächlich weitgehend ausgeschöpft werden.

Denn die Krise auf dem US-Immobilienmarkt, die der Ausgangspunkt für die globale Finanz- und Bankenkrise war, ist noch lange nicht überstanden. Wie der von der Ratingagentur Standard & Poors veröffentlichte Case-Shiller-Hauspreis-Index zeigt, sind die Hauspreise im August zwar gegenüber dem Juli um 1,2 Prozent gestiegen, sie liegen aber immer noch 11,3 Prozent unter denen von vor einem Jahr. Seit seinem Höchststand im Sommer 2006 hat der Index insgesamt 29 Prozent verloren.

Politisch gewollt finanzieren Fannie Mae und Co. deshalb längst schon wieder sogenannte Subprimes, also zweitklassige Hypotheken an Hauseigentümer, die eigentlich nicht genügend Bonität mitbringen. Zu den Hochzeiten des US-Häusermarktes waren diese Ramschkredite zu Anleihen verpackt ("verbrieft") und an Investoren verkauft worden - bis die Blase platzte, die Häuserpreise fielen und der Markt für die verbrieften Hypotheken zusammenbrach. Inzwischen bekommen auch besser betuchte Hauseigentümer auf dem privaten Markt kaum noch Anschlussfinanzierungen für auslaufende Kredite, weil ihre Häuser wegen der niedrigen Preise nicht mehr als Sicherheit angenommen werden.

In diese Lücke sind die staatlichen Finanzierer gesprungen. Sie sollen eine weitere Abwärtsspirale verhindern und den Markt stabilisieren. Einer Studie der Notenbank von San Francisco zufolge haben Subprime-Hypotheken inzwischen schon wieder einen Marktanteil von mehr als 20 Prozent - so viel wie 2006 vor Ausbruch der Krise. 95 Prozent der neu vergebenen Hypotheken werden von Fannie Mae und Freddy Mac garantiert. Damit üben sie eine "beispiellose Stützfunktion für den Immobilienmarkt aus", heißt es bei der US-Notenbank Fed.

Zusätzlich hat Fannie Mae nun bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen ein neues Programm vorgestellt: Das Institut bietet Hauseigentümern, die vor der Zwangsvollstreckung stehen, an, dass sie ihre Immobilien zu marktüblichen Preise zurückleasen können. "Wenn man die Leute in ihren Häusern lässt, ist das besser für die Gemeinschaft, weil es Nachbarschaften zusammenhält", sagte Vizepräsident Jay Ryan. "Und es dürfte dem Markt helfen, wenn weniger Häuser zum Verkauf stehen." Aber auch Fannie Mae dürfte zumindest teilweise profitieren, weil das Institut auf diese Weise Leasingeinnahmen erhält, während es abwartet, bis sich die Preise so weit erholt haben, dass ein Verkauf genug Geld einbrächte.

Das könnte allerdings noch etwas dauern. Denn inzwischen sind im Zuge zunehmender Unternehmensinsolvenzen und Sparmaßnahmen bei vielen Firmen auch die Preise für Gewerbeimmobilien tief gefallen. Allein bis 2013 werden Hypotheken für Bürotürme, Lagerhallen und Hotels über 2 Billionen US-Dollar fällig. Einer der größten Betreiber von Einkaufscentern ist bereits pleite, ebenso der Gewerbeimmobilienfinanzierer Capmark Financial. "Der Markt kollabiert gerade", sagt der US-Ökonom Robert Shiller, der den Hauspreisindex mitentwickelt hat. "Die Eigentümer können ihre Kredite nicht erneuern. Das könnte auf den Markt für Wohnimmobilien überspringen und die Preise dort erneut sinken lassen." Erneute Anstrengungen der US-Regierung für Fannie Mae kämen also keineswegs zu früh.

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