GM Europa zieht um: Von Zürich nach Rüsselsheim

General Motors verlegt seine Europazentrale an den deutschen Firmen-Stammsitz von Opel. Die Bundesregierung lässt sich nicht unter Druck setzen, agiert aber uneinheitlich.

GM-Präsident Fritz Henderson zu Besuch im Rüsselheimer Opelwerk. Bild: dpa

RÜSSELHEIM taz | Die Rüsselsheimer SPD ließ am Sonnabend in der Fußgängerzone rote Luftballons aufsteigen, die die Botschaft "Rettet Opel!" in alle Welt hinaus transportieren sollten. Viele blieben aber meist schon am nächsten Hausdach hängen. Die Opel mit dem Züricher Kennzeichen, die nur einen Steinwurf weit davon entfernt das historische Hauptportal von Opel passierten, waren da schon konkretere Vorboten - für vielleicht bald wieder bessere Zeiten bei dem Autohersteller.

Der US-amerikanische Mutterkonzern General Motors (GM) verlegt die Zentrale von GM Europe mit ihren rund 150 Mitarbeitern von Zürich nach Rüsselsheim. Und am Tag nach der Verkündung dieser für den Opel-Stammsitz frohen Botschaft packten die ersten Manager in der Schweiz ihre Koffer und machten sich nach Südhessen auf. Am Werkstor wurden sie von Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz, der auch Vorsitzender des Europäischen Arbeitnehmerforums von GM ist, mit Handschlag begrüßt.

"Logisch" nannte Franz die Verlagerung der Europazentrale unmittelbar nach der Entscheidung von GM, Opel doch im Konzern zu halten. Schließlich will sich GM in Europa nach dem Verkauf von Saab nun voll und ganz auf Opel und die Eigenmarke Chevrolet konzentrieren.

Schon bei seinem Besuch in Rüsselsheim in der vergangenen Woche hatte GM-Chef Fritz Henderson versprochen, Opel "mehr Eigenständigkeit" zu gewähren. Der Forderung von Franz, die Opel GmbH in eine eigenständige Aktiengesellschaft zu überführen, wollte er aber nicht so schnell folgen: "Ich bin mir nicht sicher, ob eine AG der richtige Weg ist, erfolgreich zu werden."

Dass der Standort Rüsselsheim mit einem der modernsten Autowerke der Welt und dem internationalen Entwicklungszentrum jetzt mit der GM-Europazentrale weiter aufgewertet wird, steht außer Zweifel. An anderen Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland dürfte die Konzentration auf Rüsselsheim dagegen auf wenig Begeisterung stoßen. Schließlich will GM in Europa bei Opel und Vauxhall rund 10.000 Stellen streichen. Auch Werksschließungen sind bislang nicht definitiv ausgeschlossen. Allerdings war dabei von Rüsselsheim nie die Rede gewesen, während der Weiterbetrieb im belgischen Antwerpen und in Bochum auf der Kippe steht.

Wie viel Staatshilfen GM für die Runderneuerung von Opel braucht und ob der Konzern von der Bundesregierung noch als kreditwürdig eingestuft wird, ist weiter unklar. GM-Verwaltungsratschef Edward "Rattlesnake" Whitacre etwa will von den "Germans" überhaupt kein Geld mehr haben. Das freute den neuen Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) außerordentlich. Dieser sagte: Das "entspricht genau meiner Erwartung an GM". Ein Konzernsprecher widersprach Whitacre allerdings umgehend: GM halte daran fest, bei den europäischen Opel-Ländern um Kredite und Bürgschaften in Höhe von insgesamt 3,3 Milliarden Euro zu bitten. Nachdem daraufhin Ministerpräsidenten wie Kurt Beck (SPD) in Rheinland-Pfalz und Jürgen Rüttgers (CDU) in Nordrhein-Westfalen "grundsätzlich" ihre Hilfsbereitschaft erklärt hatten, überließ Brüderle ihnen verbal die Verantwortung: "Alles Ländersache", sagte er. Dagegen hält Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Finanzhilfen für "denkbar". Betriebsratschef Franz sprach von "Chaostagen". Niemand hielt dagegen.

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