Wie der Winter wirkt

ZAHLEN Kälte und Schnee können nerven. Aber manche haben am Winter gut verdient. Und er ist noch immer nicht vorbei

VON PAUL WRUSCH

Langsam reicht’s. Der Winter müsste endlich vorbei sein. Meteorologischer Frühlingsbeginn war schon am 1. März, im Kalender fängt der Frühling am 20. März an. Trotzdem kann man seinen Atem noch dampfen sehen, wenn man morgens aus dem Haus kommt. Die Kälte beißt, der Winter nervt.

Als es Mitte Februar am schlimmsten war, lagen laut dem Deutschen Wetterdienst im Land 21,6 Milliarden Tonnen Schnee – in Wasser umgerechnet ist das der halbe Bodensee. Flüge fielen aus, Züge sowieso, Autos, Fahrräder und Fußgänger schlitterten.

Was die Temperaturen betrifft, ist es trotzdem kein Rekordwinter, sagt der Deutsche Wetterdienst. Die Wintermonate Dezember, Januar und Februar waren zwar allesamt zu kalt, in der Rangliste der kältesten Winter der vergangenen 110 Jahre bleibt dennoch nur ein zwanzigster Platz. Besonders hart erschienen uns die vergangenen Monate, weil es schon lange nicht mehr so kalt war. „In den letzten zwanzig Jahren sind wir solche kalten Winter nicht mehr gewohnt“, sagt Uwe Kirsche vom Wetterdienst. „Extrem waren die Menge des Schnees und die Dauer, die er liegen blieb.“ Die Sonne schien bis Ende Februar nur 113 Stunden – das gab es seit vierzig Jahren nicht mehr.

Wie wirkt ein solcher Winter auf den Konsum? Jubeln können zum Beispiel die Schlittenbauer. „Wir haben so viele Schlitten wie in den letzten drei Jahren zusammen gebaut“, sagt der Schlittenhersteller Michael Ress aus Schwebheim in Unterfranken. Den Reiseveranstaltern kam der Sonnenmangel in Deutschland zugute. „Die Leute hatten genug vom miesen Wetter hier, sie zog es in den warmen Süden“, sagt eine L’TUR-Sprecherin.

Die Betreiber von Solarien und Saunabädern waren ebenfalls froh über das anhaltende Winterwetter – auch wenn noch keine genauen Daten feststehen. Auch die Kinobetreiber freuen sich über hohe Besucherzahlen. Das kann aber auch andere Gründe haben, etwa Blockbuster wie „Avatar“.

Der große Jammer brach dagegen bei den Gastwirten aus. Die Zahlen für den Jahresbeginn liegen noch nicht vor. „Das Stimmungsbild ist aber schlecht“, sagt Stefanie Heckel vom Hotel- und Gaststättenverband. Klar: Ist es draußen kalt, dunkel und glatt, legt man sich abends lieber auf die Couch, statt in die Kneipe zu gehen. In den Krankenhäusern hatten die Unfallchirurgen ordentlich zu tun. Teils gab es dreimal so viele Knochenbrüche wie in durchschnittlichen Wintern.

Und die Einzelhändler? Eis und Schnee erschwerten es den Kunden, die Läden überhaupt zu erreichen. Winterjacken, Schuhe und Pullover verkauften sich aber hervorragend, sind sich die Händler einig. Also bloß nicht meckern!