Anteil des Schienenverkehrs soll sich künftig verdoppeln

STRASSENBAU Rund 2.500 Kilometer Asphalt sind nach Ansicht von Umweltschützern überflüssig

BERLIN taz | Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, Verkehrsprojekte im Umfang von insgesamt 30 Milliarden Euro zu streichen. Nach Ansicht der Umweltschützer sind viele Vorhaben aus dem aktuellen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen verzichtbar. Andere wiederum könnten durch umweltverträglichere und kostengünstigere Alternativen ersetzt werden.

So will der Verband zunächst jene Projekte streichen, die vom Bundesverkehrsministerium bereits vor sieben Jahren mit einem sehr hohen Umweltrisiko eingestuft wurden. Allein durch diese 2.500 Straßenkilometer ließen sich 10 Milliarden Euro sparen, hieß es. Als Beispiel nennen die Umweltschützer den geplanten Neubau der A 14 von Magdeburg nach Schwerin. Stattdessen schlagen sie vor, dort die vorhandenen Bundesstraßen auszubauen, wodurch 500 Millionen Euro gespart werden könnten.

Die Umweltschützer kritisieren außerdem einen Großteil der geplanten Ortsumfahrungen im Bundesgebiet. Nur jede vierte Umfahrung trage laut einer Untersuchung tatsächlich dazu bei, die Ortskerne ausreichend zu entlasten. Deshalb könnten in diesem Bereich 2,5 Milliarden Euro eingespart werden.

Mehr Geld sollte nach Ansicht der Umweltschützer in den Unterhalt der bestehenden Fernstraßen investiert werden. Mindestens 2,6 Milliarden Euro jährlich und damit 1 Milliarde mehr als derzeit wären laut Bund nötig, um das Straßennetz dauerhaft zu erhalten.

Darüber hinaus fordern die Umweltschützer höhere Ausgaben für den Schienenverkehr. „Man redet von der Schiene am Sonntag, und unter der Woche wird in die Straßen investiert“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger gestern in Berlin. Durch Mehrinvestitionen von jährlich etwa 1 Milliarde Euro ließe sich der Anteil des Gütertransports per Bahn innerhalb von maximal 15 Jahren verdoppeln. Um die Mehrkosten zu finanzieren, sollen allerdings nicht nur Gelder aus dem Etat für Fernstraßen umgeschichtet werden. Auch Bahn-Prestigeprojekte wie „Stuttgart 21“ müssten umgeplant werden. JENS KLEIN