Die Ölbranche soll blechen

UMWELTDESASTER US-Präsident Barack Obama will wegen der Ölpest im Golf von Mexiko Steuervorteile für Konzerne streichen. BP räumt mangelnde Sicherheitsvorkehrungen ein

Die US-Regierung weist Kritik an ihrem Krisenmanagement zurück

WASHINGTON dpa/afp | Angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko will US-Präsident Barack Obama einen Kurswechsel in der Energiepolitik vorantreiben. Bei einer Rede an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh forderte Obama am Mittwochabend ein Ende der Steuererleichterungen für die Ölbranche. Wegen der Risiken bei der Ölförderung aus der Tiefsee müssten sich die USA stärker sichereren und umweltfreundlicheren Energien zuwenden. Das Auslaufen des Öls im Golf sei entweder auf menschliches Versagen zurückzuführen – oder aber darauf, dass die Konzerne möglicherweise Sicherheitsvorschriften umgangen hätten.

Kritik an ihrem Krisenmanagement wies die Regierung zurück. Wenn es einen Fehler gegeben habe, dann den, nicht deutlich genug kommuniziert zu haben, wie stark sich Obama von Beginn an im Kampf gegen die Ölpest eingesetzt habe, sagte Vizepräsident Joe Biden im Fernsehen.

Der Vorsitzende des britischen BP-Konzerns, Tony Hayward, räumte hingegen ein, dass sein Unternehmen nicht ausreichend auf die Ölkatastrophe vorbereitet gewesen sei. Die entsprechende Kritik an BP sei „völlig angemessen“, sagte Hayward der Financial Times. Er betonte aber, es sei bisher gelungen, einen Großteil des ausgetretenen Öls von der Südostküste der USA fernzuhalten. Ebenso entschuldigte sich Hayward im Online-Netzwerk Facebook dafür, dass er am Sonntag erklärt hatte, er wolle „sein vorheriges Leben zurückbekommen“. Die Formulierung, „sein Leben zurückzubekommen“, war vor allem von den Angehörigen der elf bei der Explosion getöteten Ölarbeiter als kränkend empfunden worden.

Nach einer Reihe von Fehlschlägen haben Experten des Konzerns BP einen Teilerfolg bei der Eindämmung der Ölpest erzielt. Mit einer ferngesteuerten Riesenzange durchtrennten sie am Donnerstag nach US-Regierungsangaben in mehr als 1.500 Meter Meerestiefe die defekte Ölleitung.

Der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen, bezeichnete den Schnitt an der beschädigten Steigleitung als „bedeutsamen Schritt nach vorne“. Die Hoffnung richtete sich nun auf einen Trichter. Dieser soll über der Schnittstelle austretendes Öl und Gas absaugen und über eine Leitung an die Meeresoberfläche pumpen.

Das Verfahren gilt als riskant, weil sich der Ölaustritt durch das Kappen des Rohres zunächst um 20 Prozent erhöhen kann. BP setzt mittelfristig vor allem auf Entlastungsbohrungen, die das Austreten des Öls stoppen sollen. Die zwei Bohrungen, mit denen Ende Mai begonnen worden war, gelten als verlässliches, aber zeitaufwendiges Verfahren. Experten rechnen damit, dass das Leck aber erst im August so endgültig gestoppt werden kann.

Die Bohrplattform „Deepwater Horizon“ war am 20. April im Golf von Mexiko nach einer Explosion gesunken. Seitdem strömen aus dem Bohrloch jeden Tag bis zu drei Millionen Liter Öl ins Meer. Die USA stehen nach Einschätzung von Fachleuten vor der größten Umweltkatastrophe ihrer Geschichte.