Jeder siebte Mensch auf der Welt hungert

ARMUT Die Welthungerhilfe konzentriert ihre Arbeit auf fragile Staaten wie Sudan, Afghanistan und Haiti

BERLIN taz/dpa/epd | Weltweit hungern mehr als eine Milliarde Menschen. Diese Zahl nannte der neue Generalsekretär der Welthungerhilfe, Wolfgang Jamann, als er gestern den Jahresbericht 2009 in Berlin vorstellte. Relativ betrachtet gehe der Anteil der Hungernden zurück, sagte Jamann. In den späten 1950er Jahren sei jeder dritte Mensch unterernährt gewesen, heute nehme nur noch jeder siebte Mensch weniger als 1.800 Kilokalorien pro Tag zu sich. Der Anstieg der absoluten Zahl der Hungernden sei auf die Klima- und Finanzkrisen zurückzuführen.

Menschen in Entwicklungsländern litten zunehmend unter den Folgen des Klimawandels: Naturkatastrophen wie Dürrezeiten und Überschwemmungen zerstörten die Lebensgrundlagen. Zudem führten Trinkwasserverknappung und Verlust an fruchtbarem Boden zu Konflikten um Ressourcen.

Nach Darstellung der Menschenrechtsorganisation leben die meisten Hungernden auf dem Land. Deshalb seien vor allem fehlende Investitionen in ländliche Entwicklung zu beklagen. Statt Ernährungssicherheit für ihre Bevölkerung zu gewährleisten, orientierten sich viele arme Länder an der Exportfähigkeit ihrer Produktion. Das habe sich drastisch mit Beginn der Finanzkrise gezeigt: Der Rückgang der globalen Nachfrage nach Gütern habe den Lebensmittelexporteuren weltweit erheblich geschadet. Durch die globale Rezession hätten weitere 100 Millionen Menschen nicht mehr genügend zu essen.

Die Welthungerhilfe konzentriert ihre Arbeit immer mehr auf Länder ohne funktionierende staatliche Strukturen. 2009 leistete sie mehr als die Hälfte ihrer gesamten Unterstützung in Staaten wie Sudan, Haiti und Afghanistan. Die im Jahr 2000 beschlossenen Millenniumsziele, die eine Halbierung der Armut bis 2015 vorsehen, könnten nur erreicht werden, wenn es auch in solchen Ländern Fortschritte gebe, so Jamann. ibu