Streit um den Yuan : Währung, Wille, Wehe

China lässt stärkere Schwankungen der eigenen Währung zu. Man reagiert damit nicht nur auf Kritik seitens der USA, sondern verlässt sich auch auf die Stabiliät der eigenen Wirtschaft.

Bisher hat die chinesische Zentralbank den Yuan eng an den Dollar gekoppelt. Bild: dpa

PEKING taz | Wegen seiner Währungspolitik ist China in den vergangenen Jahren viel kritisiert worden. Vor allem die USA werfen der Regierung vor, die chinesische Währung, den Yuan, zu niedrig anzusetzen. Die Volksrepublik verschaffe sich auf diese Weise Vorteile im Export. Peking hat sich diese Kritik stets verbeten.

Nun aber hat China doch reagiert: Erstmals seit drei Jahren lockert die chinesische Zentralbank den starren Wechselkurs und gibt damit dem streng regulierten Devisenhandel zumindest ein wenig mehr Spielraum. Die chinesische Zentralbank kündigte an, dass sie ab Montag Schwankungen zum US-Dollar um 1 Prozent nach oben und unten von dem von ihr festgelegten Mittelkurs zulassen wird.

Bislang lag die Handelsspanne lediglich bei 0,5 Prozent. China vollzieht damit einen weiteren Schritt, den Yuan, der auch Renminibi genannt wird, international frei handelbar zu machen. Der Zeitpunkt mag überraschen, denn Chinas Wirtschaft schwächelte zuletzt – wenn auch auf hohem Niveau.

Sie wuchs im ersten Quartal um 1,8 Prozent, was auf das Gesamtjahr hochgerechnet einem Wachstum von 8,1 Prozent entspricht; im Vorjahr hatte es noch bei mehr als 10 Prozent gelegen. Ein niedrig bewerteter Yuan würde der Exportwirtschaft helfen.

Divisenschatz von 3,2 Billionen Dollar

Die chinesische Notenbank begründet ihren Schritt nun aber damit, dass „die Fähigkeit des Marktes, den Preis unabhängig festzulegen und die Risiken zu handhaben, jeden Tag wächst“. Mit anderen Worten: Sie hält Chinas Wirtschaft für robust genug, eine Aufwertung des Yuans zuzulassen.

Die chinesische Zentralbank, die der Staatsführung in Peking unmittelbar unterstellt ist, hat den Yuan eng an den Dollar gekoppelt. Fällt der Dollar zum Euro an Wert, fällt entsprechend auch der Yuan. Da es zugleich keinen freien Handel mit der chinesischen Währung gibt, gleicht sich der Überschuss im Warenaustausch auch nicht aus.

Die Folge: Angesichts der hohen Exportüberschüsse bilden sich bei der Zentralbank hohe Dollarbestände. Das erklärt Chinas gigantischen Devisenschatz, dessen Wert mittlerweile bei über 3,2 Billionen Dollar liegt. Für Chinas Exportwirtschaft ist eine solche Währungspolitik von Vorteil. Und über die strikte Kontrolle über den Kapitalverkehr vermag es Peking, Kapitalattacken oder allzu heftige Abflüsse von der Volksrepublik abzuwehren.

Abhängig von Rohstoffimporten und Vorprodukten

Doch als inzwischen zweitgrößte Volkswirtschaft mit einer sich immer weiter entwickelnden Industrie ist das Land zunehmend auf Rohstoffimporte und industrielle Vorprodukte aus dem Ausland angewiesen. Und da würde eine Aufwertung des Yuans helfen, die Importpreise zu senken und dem Druck durch Inflation entgegenzutreten, deren Rate die Regierung derzeit nur mit Mühe auf 3,8 Prozent zu drücken vermag.

Den USA ist der jüngste Schritt dennoch zu wenig. „Sie haben Fortschritte gemacht“, sagt der Berater von Präsident Barack Obama, Ben Rhodes, am Rande des Gipfels der Amerikas in Kolumbien. „Davon würden wir gerne mehr sehen.“ Washington fordert auch weiterhin eine komplette Freigabe des Yuans.

Nächste Woche kommen Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) zur Frühjahrskonferenz in Washington zusammen. Die Amerikaner wollten diesen Dauerstreit mit der Volksrepublik auf die Agenda setzen.

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