Bröckelnder Bahnhof in Brandenburg: Bitte zügig sanieren!

In Falkenberg setzt sich eine Initiative für die Sanierung des Bahnhofs ein. Einen kleinen Erfolg haben die Brandenburger schon erzielt: Es gab ein Treffen mit der Bahn AG.

Das Wasser tropft so schnell, dass es fast schon fließt. Hinunter von der Decke, von der die Farbe in Fetzen abblättert, über die Tropfsteine, die zentimeterlang von oben herabhängen, auf den Boden, wo es sich in Pfützen sammelt. Der Junge mit der großen Sporttasche läuft im Slalom um die Wasserlachen. Er wollte nur vom Vorplatz zum Gleis vier. Doch der Tunnel des Bahnhofs Falkenberg im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis gleicht mehr einer Tropfsteinhöhle, und zwar einer ziemlich dreckigen.

Dabei sind die Falkenberger durchaus glückliche Bahnfahrer - zumindest in Ost-West-Richtung. 2009 hat die Deutsche Bahn (DB) den oberen der beiden Bahnhöfe fertig saniert. Statt über abgewetzten Treppen steigen die Reisenden nun über frischen Beton nach oben, sogar Fahrstühle gibt es. Und ein Wartehäuschen als Schutz vor Wind und Wetter - wenn es nicht gerade knöcheltief mit Wasser vollgelaufen ist, weil der Abfluss nicht funktioniert.

Doch das überschwemmte Wartehäuschen, die fehlenden Fahrradrampen, die Lücke zwischen Fahrstuhl und Bahnsteig seien Kleinigkeiten, sagt der Falkenberger Thomas Koltermann. Kleinigkeiten im Vergleich zum unteren Bahnhof, wo die Züge Richtung Norden und Süden abfahren, und vor allem im Vergleich zum Tunnel. Der Tunnel und der untere Bahnhof wurmten die Anwohner so sehr, dass sie im vergangenen Jahr eine Bürgerinitiative gründeten. 30 der rund 7.000 Einwohner trafen sich zur Gründungsversammlung und beschlossen: Wir, der einstige Eisenbahnknotenpunkt, geben uns nicht zufrieden mit einem zur Hälfte sanierten Bahnhof. Wir wollen, dass auch Rollstuhlfahrer oder Radler umsteigen können, ohne dreimal mit dem Aufzug hoch und runter zu fahren, weil sie sonst nicht von Gleis 7 auf Gleis 3 kommen. Und wir wollen einen Tunnel, bei dem man nicht fürchten muss, dass er zusammenbricht.

Ziele, für die sich viel mehr Bürger einsetzen müssten, so sieht es Christoph Rudel, Projektleiter beim Brandenburger Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Auch nach einigem Überlegen fällt ihm kein ähnlicher Fall ein, bei dem sich eine Bürgerinitiative für die Sanierung ihres Bahnhofs gründete. In Fürstenberg/Havel sei möglicherweise etwas Ähnliches am Entstehen, sagt er. Doch handle es sich nur um eine Einzelperson.

"Wenn so eine Bürgerinitiative Druck macht, dann kann das viel bringen", ist sich Rudel sicher. Er erzählt von einer Schließungswelle, bei der 1995 mehr als 90 Bahnhöfe stillgelegt werden sollen. Der Bürgermeister von Dannenwalde (Gransee) habe sich gewehrt - noch heute ist der dortige Bahnhof in Betrieb. Alle anderen seien geschlossen worden. "Die Bürger haben viel geschluckt", sagt Rudel daher.

Die Falkenberger wollen nicht mehr schlucken. Ein Brief an das Bundesverkehrsministerium und ans Kanzleramt blieb zwar unbeantwortet. Doch bei der DB glaubten sie, auf halbwegs offene Türen gestoßen zu sein, als das Unternehmen sie zum Gespräch nach Berlin lud. "Ich persönlich war enttäuscht", bilanziert BI-Mitstreiter Dieter Lehmann danach. Die Bahn-Vertreter hätten mehr erzählen als zuhören wollen. Konkretere Zusagen, als dass "Problematiken überprüft" werden sollten, habe es nicht gegeben. Bürgermeister Herold Quick sieht das Treffen positiver: "Ich glaube schon, dass intern ein Machtwort gesprochen wurde", sagt er.

Nach außen gibt sich die Bahn vage: "2014/15 könnten die Maßnahmen beginnen", so ein Bahn-Sprecher. Für die Falkenberger steht vorher noch ein anderer Termin im Kalender: Im April wollen zwei Bahn-Vertreter nach Falkenberg kommen. Bürgermeister Quick rechnet dann mit einer abschließenden Antwort in Sachen Sanierung. Den Optimismus teilt Heinz Welisch von der Initiative nicht: "Wir stellen uns auf einen langen Kampf ein."

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