Studie zu Ausschreitungen am 1. Mai: Den Krawalleros auf der Spur

Eine FU-Studie geht den Motiven für Ausschreitungen am 1. Mai auf den Grund und stellt fest: Die sind höchst unterschiedlich. Politik will Prävention überdenken

Sollte sich die Polizei zurückziehen, um Krawall zu verhindern? Bild: AP

Weniger Alkohol, die Polizeitaktik überdenken und eine stärkere Präventionsarbeit in Schulen und Jugendeinrichtungen: Das werden wohl die politischen Konsequenzen aus einer am Mittwoch vorgestellten Studie über Gewaltmotive und -hintergründe am 1. Mai sein.

Die "Landeskommission Berlin gegen Gewalt" hatte die Studie im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben. Durchgeführt wurde sie am Lehrstuhl für Kriminologie und Strafrecht von Klaus Hoffmann-Holland an der Freien Universität, gefördert durch 69.000 Euro an Landesmitteln. Hoffmann-Holland und sein Team werteten für die Studie Blogs, Akten und Interviews mit festgenommenen und nicht festgenommenen Gewalttätern sowie "Dritten" aus.

Die zentrale Erkenntnis des Wissenschaftlers: Die Motive und Beteiligten von Demonstrationen und Ausschreitungen am 1. Mai sind sehr unterschiedlich. "Es gibt nicht nur die eine politische Gewalt am 1. Mai", stellte er klar. Grob unterscheidet er sechs Kategorien: vom friedlichen Demo-Teilnehmer über denjenigen, der Gewalt nur als Reaktion auf polizeiliche Eingriffe gutheißt, bis zum Befürworter militanter Aktionen als Mittel gegen staatliche Autorität.

Der Vorsitzende der "Landeskommission Berlin gegen Gewalt" und Staatssekretär Thomas Härtel (SPD) bewertete besonders die geführten Interviews als hilfreich. "Es ist interessant zu wissen, wie Situationen von Demonstrationsteilnehmern und Nichtbeteiligten eingeschätzt werden", sagte er. Die Interviewpartner gewannen die Forscher unter anderem über Flyer und Kontaktaufnahme zu linken Gruppen. In diesem Kontext hatte die Rechtshilfeorganisation Rote Hilfe vor der Teilnahme an den Interviews gewarnt. Sie befürchtete, dass "Informationen über Strukturen der Linken" gesammelt werden sollten.

Härtel nannte auch erste mögliche Konsequenzen: So solle mit Einzelhändlern und den Organisatoren des Myfests über den Flaschenverkauf im Allgemeinen und Alkohol im Besonderen gesprochen werden. Er halte es auch für vielversprechend, Polizisten in Schulen und Jugendeinrichtungen zu schicken, um über Konsequenzen von Gewalt aufzuklären. "Außerdem sollten die notwendigen polizeilichen Maßnahmen so gestaltet sein, dass sie nicht zu Emotionen und am Ende zu Gewalt führen." Damit spielt er auf ein Detail der Studie an, wonach Festnahmen aus einer Demo heraus zu mehr Gegenwehr führen als außerhalb der Demonstration.

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