Der verletzte Polizeistaat

Polizisten zeigen Polizisten an.

Man weiß ja gar nicht, worüber man sich mehr Gedanken machen soll: darüber, dass Polizisten die besten Kontrolleure der Polizei geworden sind? Oder darüber, dass am 1. Mai inzwischen derartig viele Zivilbeamte im Einsatz sind, dass sich die Ordnungshüter gegenseitig verletzen?

Weil Polizisten in Zivil von ihren Kollegen erst mit Pfefferspray, dann mit Fausthieben verletzt worden sein sollen, haben sie Anzeige wegen "Körperverletzung im Amt" gegen ihre Polizeikollegen erstattet. Hört sich heftig an. Ist es auch. Denn es brauchte erst die zwei wehrhaften Polizisten, um die Debatte darüber zu ermöglichen, ob der Einsatz am Kottbusser Tor mit rechten Dingen zuging. Polizeipräsident Dieter Glietsch verteidigte das Konzept am Montagmittag noch ganz locker und behauptete, das Spray sei nur nach gezielten Angriffen auf Beamte eingesetzt worden. Wenige Stunden später hatte er die ersten Anzeigen auf dem Tisch: von seinen eigenen Leuten.

Wer am Abend des 1. Mai seine Augen trotz der pfeffrigen Nebelschwaden offen halten konnte, hat gesehen, was da schieflief. Den Blick dafür wird sich nun auch Glietsch zumuten müssen. Dass er sich erst von seinen Beamten dazu treiben lassen muss, ist peinlich genug.

Immerhin aber gibt es diese Kultur der Kontrolle auch innerhalb der Polizei. Sie müsste eigentlich für Zuversicht sorgen, wenn da nicht noch diese anderen Fragen wären: Wie viele dieser wehrhaften Polizeibeamten gibt es überhaupt? Und wenn am 1. Mai allein acht Beamte durch Pfefferspray verletzt wurden - zu wie viel Prozent bestand die aufgebrachte Demonstrantentruppe am Kottbusser Tor eigentlich aus Zivilpolizisten?

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