Berliner Treberhilfe: Ein soziales Imperium

Die Treberhilfe ist mit Geschäftsführer Harald Ehlert und seinem Maserati in den Schlagzeilen. Welche Aufgaben hat die Organisation eigentlich und wie finanziert sie sich?

BERLIN taz | Harald Ehlert ist Geschäftsführer der Treberhilfe gGmbH und nach eigener Einschätzung ein "wirtschaftlich erfolgreicher Sozialunternehmer". Das rechtfertigte für ihn bis Anfang der Woche auch einen Maserati als Dienstwagen. Andere sagen, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen müssten mehr Zurückhaltung an den Tag legen. Diese Diskussion wirft einige Fragen auf:

Die Treberhilfe ist eine gemeinnützige GmbH, die zur Hälfte dem Verein der Treberhilfe gehört und zur anderen Hälfte Ehlert selbst, der sich mit seinem Privatkapital beteiligt. Seit 1988 engagiert sich die Organisation mit Sozialarbeit auf der Straße, unterhält Beratungsstellen und beherbergt etwa alleinstehende junge Frauen in Einrichtungen wie der Villa Lichtblick in Dahlem. Ziel der Treberhilfe mit ihren 28 Projekten und 280 Mitarbeitern ist es, junge obdachlose Menschen in dauerhafte Wohnprojekte einzugliedern.

Wie finanziert sich die Treberhilfe?

Für Streetwork-Projekte und Beratungsstellen zahlte der Senat in den letzten beiden Jahren 703.000 Euro, dazu kommen Spenden und weitere Zuwendungen. Insgesamt hatte die Treberhilfe 2009 einen Umsatz von etwa 12 Millionen Euro und gehörte damit zu den größten gemeinnützigen Organisationen Berlins. Ehlert allein investierte in den vergangenen drei Jahren 7 Millionen Euro. Kenner der Branche bezeichnen die gemeinnützige Organisation längst als mittelständisches Unternehmen.

Wie sagen andere zur Treberhilfe?

Die Meinungen gehen auseinander. Während sich das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg am Dienstag hinter den angeschlagenen Ehlert stellte, üben andere Kritik. Soziale Hilfesysteme würden nur funktionieren, wenn sie kleinteilig arbeiteten und nicht wie Konzerne, sagt Christian Linde vom Obdachlosenverein Motz und Co. Im Hinblick auf Ehlerts Maserati findet er: "Je kleinteiliger das Angebot, desto kleiner die Dienstwagen." Eine Lehre aus der aktuellen Debatte könne sein, dass Hilfsorganisationen nicht zu groß werden dürften. "Sie verlieren sonst den Kontakt zu ihren Klienten."

Aus Mitarbeiterkreisen der Treberhilfe hieß es, Harald Ehlert sei schon in der Vergangenheit ob seiner Extravaganzen belächelt worden.

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