Schule: Eltern streiten wie Kinder

Mit neuer Webseite geht der frisch gewählte Vorstand des Landeselternausschusses heute an den Start. Auf der alten Seite war gegen den neuen Vorsitzenden übel gehetzt worden.

Wenn die Eltern mit Streiten fertig sind, kann's mit der Schule losgehen.. Bild: AP

Der Landeselternauschuss (LEA) setzt sich aus je zwei gewählten Mitgliedern der zwölf Bezirkselternausschüsse (BEA) zusammen. Die Mitglieder der BEA werden aus den ElternvertreterInnen der bezirklichen Schulen gewählt.

Das Elterngremium LEA ist im Schulgesetz vorgesehen und soll "die schulischen Interessen" der Eltern gegenüber der Senatsschulverwaltung wahrnehmen. Mitglieder des LEA sitzen zudem im Landesschulbeirat, dem Delegierte aller an Schulfragen beteiligten Interessengruppen angehören. Der berät die Schulverwaltung in wichtigen Fragen wie etwa Rahmenlehrplänen oder Änderungen der Schulstruktur.

Hitler, die Stasi und sogar Darth Vader, der böse schwarze Ritter aus den Star-Wars-Filmen, mussten schon herhalten im seit Wochen tobenden Streit um den Vorsitz des Landeselternausschusses (LEA). Ende Mai war der langjährige Vorsitzende des Gremiums, André Schindler, kurz nach seiner zweiten Wiederwahl mit einem Misstrauensvotum abgewählt worden. Der dabei neu gekürte Vorsitzende, Günter Peiritsch, hat eindeutig nicht nur Freunde im Elternrat.

Als "Tyrann" wird Peiritsch etwa in Kommentaren auf der bisherigen Webseite des LEA bezeichnet, Schindlers Abwahl als "hinterlistiger Überfall" einer "Bande von miesen Gaunern" interpretiert. Ein Kommentator beschreibt den Vorsitzenden als "Eierdieb", der "mit seinem dreckigen Arsch" auf einem Stuhl säße, "der ihm nicht zusteht". Mails, in denen Peiritsch wegen seiner österreichischen Herkunft mit Hitler verglichen wurde, wie der Tagesspiegel berichtet hatte, wurden offenbar von der Seite gelöscht.

Grund der heftigen Auseinandersetzung ist ein Streit über Schindlers Abwahl. Der hatte bei den regulären LEA-Vorstandswahlen Anfang Januar drei Viertel der Stimmen erhalten. Die Abwahl kaum ein halbes Jahr später erfolgte in seiner Abwesenheit, Schindler hielt sich im Ausland auf. Gegenkandidat Peiritsch bekam dabei 13 von 24 Stimmen. Obwohl manche Vorstandsmitglieder die Rechtmäßigkeit dieser Abstimmung infrage stellten, erkannten sowohl der alte wie der neue Vorsitzende das Ergebnis an.

Günter Peiritsch erklärte, mehr Teamarbeit im LEA einführen zu wollen und allen Schulformen sowie auch den Anliegen von Eltern mit Migrationshintergrund größeren Stellenwert zu geben. André Schindler war unter anderem deshalb in die Kritik geraten, weil er in der Debatte über die Schulstrukturreform vehement und ausschließlich für den Erhalt der Gymnasien eingetreten war. Auch sein Führungsstil wurde von manchen LEA-Mitgliedern als monarchistisch empfunden (taz berichtete).

André Nogossek, LEA-Mitglied und Vorsitzender des Bezirkselternausschusses (BEA) Charlottenburg-Wilmersdorf, von dem die Abwahl Schindlers ausging, sieht in der Schlammschlacht keine Gefahr für das Image der Elternvertretung. Es beteiligten sich "nur eine Handvoll Leute" daran, so Nogossek: "Das wird keine großen Kreise ziehen." Schindler habe lange gute Arbeit geleistet, er habe den LEA bekannt gemacht, würdigt Nogossek den früheren Vorsitzenden: "Aber er hat sich in den letzten Jahren verselbständigt." Er habe nicht mehr im Namen der Eltern und damit auch nicht mehr im Namen des LEA gesprochen: "Oft haben wir erst aus Pressemitteilungen erfahren, welcher Meinung wir angeblich sind."

Auch Günter Peiritsch nimmt die Anfeindungen gelassen: Er sei der neue LEA-Vorsitzende, "und das werde ich selbstverständlich auch bleiben", sagte Peiritsch der taz. Auf die Anfeindungen gegen ihn im Internet werde er nicht eingehen: "Auf diesem Niveau kann man keinen Dialog führen", so Peiritsch.

Statt dessen hat der neue Vorstand die bisherige Webseite des LEA (www.landeselternausschuss.de), die laut Impressum auf den ehemaligen Vorsitzenden André Schindler zugelassen ist, inhaltlich so verändert, dass sie nicht mehr als Homepage des Elterngremiums zu erkennen ist. "Wir distanzieren uns als LEA offiziell und öffentlich von dieser Seite", so Peiritsch. Am Mittwoch soll unter gleich drei Adressen die neue Webseite des Landeselternausschusses online gehen (www.landeselternausschuss-berlin.de, www.berlin-landeselternausschuss.de, www.lea-berlin.de).

Dass der hässliche Streit auf der alten Webseite dem Image des wichtigen Elterngremiums schaden könnte, fürchtet auch Peiritsch nicht: Der LEA sei keineswegs in dem schlechten Zustand, in dem die Schlammschlacht ihn vorführen wolle. Es seien letztlich nur wenige Personen, "die sich dort austoben", so Peiritsch: "Der Rest des LEA arbeitet konstruktiv."

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