Fussball-Bundesliga: Hertha haut es von den Sitzen

Nach der Randale von rund 100 Hertha-Fans kündigt der Club harte Strafen an. Berliner Polizei weist Kritik am Einsatz zurück.

Ein Bild der Verwüstung: So genannte Fans randalierten im Stadion. Bild: Reuters

Es wirkte wie abgesprochen. Kaum war der Abstieg der Hertha durch das späte Nürnberger Tor in der Nachspielzeit am Samstag so gut wie besiegelt, vermummten sich in der Ostkurve etliche Fans und sprangen über den zwei Meter breiten Graben in den Innenraum. Die etwa 100 Platzstürmer begannen, Werbebanden und die Ersatzbank ihres Teams zu zerlegen. Die völlig überraschten Stadionordner ließen sie gewähren und sicherten nur den Eingang zu den Spielerkabinen ab, durch den sich die flüchtenden Nürnberger Profis gerade noch so in Sicherheit bringen konnten. "Wenn du da stehen bleibst, hauen sie dir die Rübe ein", sagte hernach der erschrockene Innenverteidiger der Franken, Andreas Wolf.

Hertha-Manager Michael Preetz hat am Sonntag harte Strafen für die Randalierer angekündigt. Der Verein werde "alle rechtlichen Mittel ausschöpfen", erklärte Preetz nach einer ersten Auswertung der Ereignisse mit den Sicherheits- und Fanbeauftragten des Clubs. "Diese Leute wollen wir nicht im Stadion, wir werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln durchgreifen", betonte der 42-Jährige. Am heutigen Montag soll es ein Gespräch mit der Polizei geben.

Die Polizei wies unterdessen Vorwürfe zurück, sie habe bei den Ausschreitungen zu spät eingegriffen. Eine Sprecherin teilte mit, 25 Personen seien festgenommen worden. Vier Polizisten wurden leicht verletzt. Die Einsatzkräfte hatten die eskalierende Situation im Innenraum des Stadions erst nach etwa fünf bis acht Minuten in den Griff bekommen; dann kehrten die Randalierer wieder auf die Ränge zurück, beschimpften und bewarfen von dort die Polizisten und andere Sicherheitskräfte des Vereins. Immerhin: In der Nacht zum Sonntag sei es in der Stadt weitgehend ruhig geblieben, sagte die Polizeisprecherin. Allerdings wurden am Samstagabend am Fanshop von Hertha in Neukölln die Schaufensterscheiben zerstört. Drei Maskierte hätten Pflastersteine geworfen, die Täter konnten unerkannt flüchten, so die Sprecherin.

Offenbar traf sie die Randale weitgehend unvorbereitet: Nach Medienberichten sei ein Teil der Polizeikräfte nach dem 1:0-Zwischenstand für Hertha zum Ostkreuz abkommandiert worden, weil dort frustrierte BFC-Dynamo-Anhänger nach der Auswärtsniederlage bei Energie Cottbus II erwartet worden seien. Nach dem Ausgleich der Nürnberger im Olympiastadion seien Kräfte wieder dorthin zurückgeschickt worden. Die Polizei konnte dies im Detail am Sonntag jedoch nicht bestätigen.

Keiner der Hertha-Verantwortlichen ließ indes am Wochenende den Frust als Entschuldigung für die Randale zu. Das "mühsam aufgebaute Image" habe durch die durchgedrehten "Fans" zumindest wieder Kratzer bekommen, bekannte Präsident Werner Gegenbauer. "Das ist ärgerlich für Hertha BSC und den ganzen Fußball", sagte der Clubchef. "Es ist eine geringe Anzahl von Gewaltbereiten, die diese Bühne nutzen. Dagegen muss mit aller Härte vorgegangen werden", sagte Coach Friedhelm Funkel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.