Mieser Fußball macht Miese in der Landeskasse: Herthas Abstieg wird teuer

Nicht nur Hertha BSC plant für die Zweite Liga, sondern auch die landeseigene Stadion GmbH. Ausfall an Mieteinnahmen soll durch mehr Events ausgeglichen werden

So voll wird es bei einem Zweitligaspiel selten: Berliner Olympiastadion in Zeiten guter Herthaner Bild: ap

Abstieg ist nicht nur bitter, Abstieg kostet auch Geld. Seit der jüngsten Niederlage von Hertha BSC spricht das Präsidium des Nochbundesligisten über die Planung für die Zweite Liga. Dabei soll der Etat von 70 Millionen Euro auf etwa 40 Millionen gesenkt werden, kündigte Präsident Werner Gegenbauer an.

Doch nicht nur Gegenbauer muss mit Mindereinnahmen rechnen, sondern auch die landeseigene Olympiastadion Berlin GmbH. 170.000 Euro pro Heimspiel zahlt Hertha laut dem grünen Haushaltsexperten Jochen Esser an den Stadionbetreiber. Das sind bei 17 Heimspielen pro Saison knapp 3 Millionen Euro. Dazu kommen noch einmal 75.000 Euro, wenn mehr als 50.000 Besucher ins Olympiastadion strömen.

Steigt Hertha in die Zweite Liga ab, muss der Verein 25.000 Euro weniger berappen. Auch auf die Zuschauerprämie könnte der Betreiber nicht mehr rechnen. Laut Esser würde der Verlust zwischen 700.000 Euro und 2,5 Millionen Euro jährlich betragen.

Der Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH, Peter von Löbbecke, wollte die Höhe der Stadionmiete am Dienstag weder bestätigen noch dementieren. "Wir schreiben schwarze Zahlen und haben auch vor, dies in Zukunft zu tun", so Löbbecke zur taz. Berlins Stadionherr räumte allerdings ein, dass die Situation nach einem Abstieg Herthas schwieriger würde: "Wir müssten dann verstärkt Veranstaltungen akquirieren." 2010 gibt es laut Löbbecke im Olympiastadion neben den Hertha-Spielen ein Länderspiel sowie zwei oder drei Konzerte.

Im Jahresabschluss 2008 der Betreibergesellschaft heißt es, der Erfolg von Hertha habe "wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft". Finanziell sieht Löbbecke allerdings keinen Spielraum, Hertha im Falle eines Abstiegs entgegenzukommen. "Hertha hat einen Vertrag bis 2017, und der wird erfüllt." Einzige Ausnahme: Sollte der Verein in die Dritte Liga absteigen, wäre der Vertrag hinfällig. Das Land Berlin als Eigentümer bliebe dann auf dem jüngst erst für 282 Millionen Euro sanierten Olympiastadion sitzen.

Anders als Löbbecke erwarten die Grünen im Abstiegsfall einen Vertragspoker. "Hertha ist der Ankermieter, und der hat ein Erpressungspotenzial", sagt der Finanzpolitiker Jochen Esser.

Die FDP plant indes für Freitag eine Sondersitzung des Sportausschusses. Bereits vor zwei Wochen hatte deren sportpolitischer Sprecher Sebastian Czaja eine Anfrage an Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) gerichtet. Er wollte wissen, welche finanziellen Folgen ein Abstieg von Hertha für das Land sowie für die Olympiastadion GmbH hätte. "Eine Antwort habe ich bislang nicht gekommen", ärgerte sich Czaja gegenüber der taz.

Dass sich Körting am späten Nachmittag doch noch äußerte, dürfte die Opposition nicht zufriedenstellen. Genaue Schätzungen seien nicht möglich, antwortete er und verwies auf die Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg. Körting wörtlich: "Insofern drückt der Senat Hertha BSC als Hauptnutzer des Olympiastadions die Daumen."

Das tut auch Tourismuswerber Burkhard Kieker. Zwar gebe es keine Studien, wie viel Geld die Zuschauer bei Heimspielen der Hertha in der Stadt ließen. "Für unsere internationalen Gäste wäre es aber unverständlich, wenn Berlin keinen Club in der Ersten Liga hätte", so der Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH.

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