Kommentar zur Brandenburger Studie: Jugend vollzieht Einheit

Der märkische Nachwuchs wehrt sich gegen den braunen Ruf. Mit ersten Erfolgen.

Jahrelang plagte die Brandenburger Jugend ein übler, braun-dumpfer Ruf. Dass diese Vorstellung weitgehend ein Zerrbild ist, beweist eine am Dienstag veröffentlichte Studie. Die Befragung zeigt: Der Jungmärker blickt optimistisch in die Zukunft, will einen erfüllenden Job, eine Familie und "das Leben genießen" - Lebensentwürfe, so langweilig wie normal und keinen Deut anders als im Rest der Republik.

Im Jahr 20 der deutschen Einheit wächst so eine gesamtdeutsche Normalität von unten in den märkischen Alltag. Tatsächlich halten heute vier von fünf Schüler Ost-West-Kategorien für irrelevant. Weil sie die DDR nur noch aus dem Geschichtsunterricht kennen. Und weil die globalisierte Welt, die mehr als zwei Pole kennt, auch in Brandenburg angekommen ist: Immer mehr ausländische Studenten, Fachkräfte und Touristen tummeln sich hier. Doch das verunsichert den lokalen Nachwuchs nicht. Im Gegenteil glaubt der wieder an eine Zukunft auch im eigenen Land. Eine hoffnungsvolle Wende für Brandenburg und eine lebensnotwendige.

Ebenso erfreulich: Immer mehr Junge lehnen den im Land einst weit verbreiteten Rechtsextremismus ab. Seit den 90ern hat sich ihr Anteil beinah verdoppelt. Tatsächlich sind es viele junge Gesichter, die in Halbe, Königs Wusterhausen oder Neuruppin dem braunen Treiben nicht länger zusehen. Sie sorgten mit dafür, dass sich in den letzten Jahren stets Protest zeigte, wo Neonazis aufkreuzten. Hier wird deutlich, dass der Nachwuchs nur partiell politikverdrossen ist - statt parteilich engagiert er sich heute vermehrt außerparlamentarisch. Das könnte Brandenburg eine vitale, freche Jugend bescheren. Es sollte.

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort, seit 2014. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Bis 2014 vier Jahre lang Teil des Berlin-Ressorts der taz. Studium der Publizistik und Soziologie.

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