Kommentar: Klimaschutz steht hintenan

Umwelt- und Klimaschutz stehen bei der Stadtplanung immer noch auf hinteren Rängen. Das sieht man auch bei verschiedenen Projekten in der ganzen Stadt.

Er wolle nicht als Baumschänder und Betonkopf in die Geschichte eingehen, sagte der Bezirksstadtrat von Mitte, Ephraim Gothe, am Montag. Wenn die Sorge um die eigene Reputation gegenüber nachfolgenden Generationen dazu geführt hat, dass die Bäume am Gendarmenmarkt bleiben dürfen, ist das gut. Doch dass erst Bürgerproteste den Bezirk zum Umdenken bewegt haben zeigt, dass das Problem viel tiefer liegt: Umwelt- und Klimaschutz stehen bei der Stadtplanung immer noch auf hinteren Rängen.

Natürlich ist es offiziell mittlerweile Konsens: Wir brauchen Freiflächen, in denen in warmen Sommern kalte Luft entsteht, und Schneisen, durch die bei Hitze ein Luftzug wehen kann. Wir brauchen zusätzlich zu großen Grünflächen auch kleine Parks, die Erholung für die Anwohner und Kühle für die umliegenden Straßenzüge bringen. Zumindest Mitte will das auch umsetzen. Doch am Gendarmenmarkt war die Planung auf einmal wieder ganz die alte: Erst die Idee, die Bodenebenen anzugleichen. Dann die Frage: Was machen wir dann mit den Bäumen, die derzeit dort stehen? Und daraufhin der Plan: Weg damit!

Ähnlich sieht es bei vielen Projekten in der Stadt aus. Ob Mediaspree, ob Flughafen Tegel, ob A 100: Zuerst geht es um etwas anderes - um Industrie, um Investoren, um Wirtschaftsinteressen. Die Stadt, ihre Natur und letztlich die Bewohner kommen erst danach. Gut, wenn die sich das nicht gefallen lassen. Und noch besser, wenn es die Politik dann doch mal merkt.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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