Keine Einigung bei Flugrouten: Lärmkommission verspätet

Weiter Unklarheit über die künftigen Flugrouten im Luftraum über Wannsee und Potsdam. Beschluss der Fluglärmkommission mindestens auf Anfang Mai verschoben.

Gar keine Routen über Berlin wird es wohl nicht geben. Welche es genau werden, ist allerdings weiter offen Bild: dapd, Oliver Lang

Große Hoffnungen waren in die 75. Sitzung der Fluglärmkommission gesetzt worden - von betroffenen Bürgern, Anti-Fluglärm-Initiativen, Medien. Doch als die Vorsitzende Kathrin Schneider am Montagnachmittag schließlich vor die Neugierigen trat, hatte sie nichts zu verkünden. Der ersehnte Beschluss zu den Flugrouten ab 5.000 Fuß (rund 1.500 Meter) Höhe wurde vertagt. "War ja nischt anderes zu erwarten", raunzte ein Wannsee-Anreiner. Wie er müssen auch die Potsdamer weiter bangen, ob sie vom Fluglärm durch den Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) verschont werden. Der BBI soll im Sommer 2012 eröffnet werden.

"Wunder kann man nicht erwarten, die Fluglärmkommission muss so viele komplizierte Details beachten", rechtfertigte Ralf Kunkel, Sprecher der Flughafengesellschaft, die vertagte Entscheidung. Bei den VertreterInnen der Bürgerinitiativen werden indes Vorwürfe laut, die Fluglärmkommission sei ein zahnloser Tiger, ihre Entscheidungen nur Scheinlösungen ohne Durchsetzungsgarantie. Kunkel widersprach dem: "In der Komission sind alle Betroffenen vertreten. Das legitimiert ihre Empfehlungen in besonderem Maße".

Nach ihrer letzten Sitzung vor zwei Wochen hatte die mit VertreterInnen von Fluggesellschaften, betroffenen Gemeinden, Anti-Fluglärm-Initiativen und planenden Behörden besetzte Kommission immerhin eine Empfehlung zur Routenführung bis 5.000 Fuß Flughöhe, also im unmittelbaren Umfeld des Flughafens, präsentiert. Offen blieb, wie sich die Flugrouten im Luftraum über Wannsee und Potsdam auffächern sollen.

Die Berliner und Brandenburger Bürgerinititiativen fordern eine bürgerfreundliche Variante: Die Flieger, die auf der Nordbahn Richtung Westen starten, sollen statt über Kleinmachnow, Wannsee oder Potsdam einen weit größeren Bogen über das Autobahndreieck Werder fliegen. In rund 5.000 Metern Höhe würden die Flieger anschließend über Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte brettern.

Für Markus Peichl, Sprecher des Bündnisses gegen neue Flugrouten, wäre dieser Vorschlag die vernünftigste und zugleich sicherste Lösung. Schließlich entspräche er auch der unter anderen von den Grünen aufgestellten Forderung, dass der Forschungsreaktor des Helmholtz-Instituts in Wannsee nicht überflogen werden soll.

Eine Empfehlung der Kommission kannn nun frühestens am 9. Mai erwartet werden, dann tagt die Kommission zum 76. Mal. Der Druck der BürgerInnen auf die Planungsprozesse bleibt jedenfalls bestehen: Erst am Sonntag zogen tausende Fluglärmgegner unter dem Motto "Kein internationales Drehkreuz, kein Nachtflug, kein Flugroutenbetrug" durch Schönefelds Straßen.

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