Kunst: Landesmuseum will hoch hinaus

Die Berlinische Galerie sucht einen neuen Direktor und will Heimat für die geplante Kunsthalle werden. Abgeordnete von CDU und SPD finden das toll, der Kultursenator nicht.

Die Berlinische Galerie will die Aufgaben einer neuen Kunsthalle übernehmen. Bild: dpa

Klaus Wowereits Traum von einer neuen städtischen Kunsthalle wird zusehends zum Albtraum für den Regierenden Bürgermeister und Kultursenator. Die Berlinische Galerie, das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, hat jetzt ihren Anspruch angemeldet, die Aufgaben einer neuen Kunsthalle zu übernehmen. "Wir sind die Kunsthalle", sagte am Montag Thomas Köhler, stellvertretender Direktor der Berlinischen Galerie (BG), während einer Sitzung des Kulturausschusses vor Ort. Abgeordnete der Opposition, aber auch der SPD forderten den rot-roten Senat auf, das Landesmuseum dabei zu berücksichtigen.

Für Wowereits "Grand Projet" eines neuen, eigenständigen Kunsttempels für junge Kunst bedeutet das einen weiteren Sargnagel. Ein Investor für den geplanten Ausstellungsbau am Humboldthafen wurde 2008 nicht gefunden. 2009 stoppte die eigene SPD-Fraktion das 30 Millionen Euro teure Vorhaben vorläufig bis Ende 2011. Im Haushalt sind nur geringe Mittel für Wanderausstellungen eingeplant. Kulturexperten meinen, die Kunsthalle stehe praktisch "vor dem Aus".

Mit der Berlinischen Galerie erhält der Senat nun noch Konkurrenz aus den eigenen musealen Reihen. "Auch wir können das Schaufenster für junge und moderne Kunst sein", betonte Köhler. Die aktuelle Schau "89/09 Kunst zwischen Spurensuche und Utopie" bestätige dies. Für die BG bedeute es "keinen Widerspruch, Wechselausstellungen von jungen Künstlern zu übernehmen" und ihrem Auftrag als Museum und Sammlungsort nachzukommen. "Dazu sehen wir uns in der Lange - wir können das stemmen", so Köhler.

Die Berlinische Galerie hatte sich bisher beim Thema Kunsthalle zurückgehalten. Ein Grund für den jetzigen Schwenk dürfte sein, dass Jörn Merkert, langjähriger Chef des Museums, nun bekannt gegeben hat, seine Posten "vorzeitig" im Herbst niederzulegen. Das Haus an der Alten Jakobstraße suche ab jetzt nach einem Nachfolger, der auch "eine Position zur jungen Kunstszene haben soll", wie Mitglieder des einflussreichen BG-Freundeskreises es sich wünschen. Erweiterungsmöglichkeiten besitze die BG zudem.

Annette Fugmann-Heesing (SPD) und Michael Braun (CDU), beide kulturpolitische Sprecher ihrer Fraktion, unterstützten am Montag Köhlers Vorstoß. "Die Berlinische Galerie muss eine zentrale Rolle beim Thema Kunsthalle spielen", so Fugmann-Heesing. Zugleich müssten die Landesmittel der BG von 4,3 Millionen Euro jährlich erhöht werden, so Braun.

André Schmitz, SPD-Kulturstaatssekretär und Mitkämpfer Wowereits für dessen neues Haus der Kunst, machte indes gar kein glückliches Gesicht in die Runde. Der Senat halte an seinen Kunsthallenplänen fest, polterte er. Das Konzept der Wanderausstellungen für junge Kunst werde 2011 überprüft. Dann soll entschieden werden, ob Berlin eine feste Kunsthalle braucht.

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