DDR-Geschichte für Schüler: Mehr Stasi in der Schule

Bildungssenator und die Stasiunterlagenbehörde wollen enger zusammenarbeiten, um Schülern mehr DDR-Geschichte zu vermitteln. Das Thema werde sehr vernachlässigt, sagen Geschichtslehrer.

Lehrrreich: Ein ehemalige Insasse des Stasi-Knastes in Berlin-Hohenschönhausen erklärt Besucher seine Geschichte Bild: Reuters

20 Jahre nach dem Mauerfall ist das Wissen der Berliner Schüler über die DDR eher lückenhaft. Um das zu ändern, haben Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) und die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU), Marianne Birthler, am Dienstag eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. "Wir wollen die Auseinandersetzung mit der DDR-Diktatur intensivieren und das demokratische Bewusstsein bei den SchülerInnen und Schülern fördern", erklärt Frank Schulenberg, Sprecher der Bildungsverwaltung. Allerdings gibt es dafür weder mehr Geld, etwa für mehr Ausflüge zu historischen Orten, noch soll der DDR mehr Raum im Unterricht eingeräumt werden.

Auseinandersetzung mit der DDR heißt in diesem Fall vor allem mit der Stasi: "Das Thema Staatssicherheit ist besonders gut dazu geeignet, junge Menschen das Innenleben der SED-Diktatur begreifbar zu machen", sagt Birthler. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sei wichtig für die Gegenwart, denn "von jeder Generation muss die Demokratie neu gelernt werden".

Die Zusammenarbeit sieht laut Kooperationsvertrag vor, dass Berliner Lehrer und ReferendarInnen von der BStU fortgebildet werden und von der Birthler-Behörde auch bei Schulprojekten und Bildungsveranstaltungen unterstützt werden.

Zur Durchsetzung des Vorhabens soll eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern von BStU und Senatsverwaltung eingesetzt werden. Aufgrund der Personalsituation sei es dem BStU allerdings nicht möglich, selber Vertreter an jede Schule zu entsenden, erklärt Steffen Mayer, Pressesprecher der BStU. Daher konzentriere man sich auf die Qualifizierung der Lehrer und die Gestaltung der Unterrichtsmaterialien.

Beides ist allerdings nicht neu. "Das Rad wird hier nicht neu erfunden", so Mayer. Es seien bereits Lehrmaterialien für Schüler verschiedener Altersstufen entwickelt worden. Hauptziel der Kooperationsvereinbarung sei es, mehr Aufmerksamkeit für das Thema schaffen.

Auch die Lehrer selbst sind der Ansicht, dass das Thema DDR-Geschichte bislang eher stiefmütterlich behandelt wird. "Einige ehemalige DDR-Lehrer haben Angst davor, das Thema anzugehen", sagt Peter Lautzas, Vorsitzender des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschland. Für westdeutsche Lehrer hingegen sei meist das Thema BRD wichtiger. Darum seien die Schüler in puncto DDR bis heute weitgehend "unwissend".

Die Geschichte der DDR und der Stasi wird in der zehnten Jahrgangsstufe sowie in der Oberstufe vornehmlich im Fach Geschichte berücksichtigt. Auch in Sozialkunde, Ethik und Geografie wird das Thema behandelt, erklärt Schulenberg. Die neue Vereinbarung bedeute aber nicht, dass die DDR künftig mehr Raum im Unterricht einnehmen solle. "Es geht hier um eine verbesserte Qualität in der Wissensvermittlung."

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