Nahverkehr im Kriechgang: S-Bahn setzt auf Nummer sicher

Die S-Bahn fährt ab Montag nur noch mit 60 km/h. Zur Vorsicht - schließlich soll es bald wieder Winter werden.

Auch nicht viel langsamer als die S-Bahn - und man kann sie sogar streicheln! Bild: ap

"Winterfahrplan" ist nicht der richtige Ausdruck für den Betrieb, den die S-Bahn für die nächsten Wochen angekündigt hat. Viel eher müsste der ab Montag geltende Fahrplan Notfallfahrplan heißen, meint Elke Krokowski, Sprecherin des VBB (Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) - schließlich hadere die S-Bahn vor allem mit technischen Mängeln und fehlender Fahrzeugreserve. "Das Wort Winterfahrplan ist ein Euphemismus", sagt auch Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB.

Vom 24. Januar bis 27. Februar fahren die Züge nur noch mit 60 Stundenkilometern statt wie sonst 80. Betroffen seien vor allem die Außenbezirke Berlins, so Krokowski. Nach Angaben der S-Bahn fahren die Züge auf den Abschnitten Charlottenburg-Potsdam, Wartenberg-Springpfuhl und Charlottenburg-Spandau die Züge dann wieder nur noch im 20-Minuten-Takt. Auf der Strecke Nordbahnhof-Hennigsdorf fährt die S 25 nur alle 30 Minuten. Alternativ können Fahrgäste auf den Bus 807 ausweichen, der bis zur U 6-Endhaltestelle Alt-Tegel fährt. Zusätzlich werden Regionalzüge eingesetzt. Ebenfalls werden in Blankenfelde mehrere Buslinien an die S-Bahn-Fahrzeiten angepasst. Ein großes Problem ist laut Krokowski die Abstimmung von Bahn und anderen Verkehrsmitteln wie Bussen. Hier rechnet sie ebenfalls mit längeren Wartezeiten. Innerhalb des S-Bahn-Rings würden die Fahrgäste kaum etwas von den Änderungen bemerken, sagt Wieseke vom IGEB. Die Ringbahnlinien S 41 und S 42 fahren im 10-Minuten-Takt und die Züge in der Innenstadt würden auch im regulären Betrieb kaum auf 80 beschleunigen können.

Der verlangsamte Betrieb sei eine "prophylaktische" Maßnahme, falls der Winter wieder nach Berlin komme, erklärt Krokowski. Um zu verhindern, dass bei Schnee oder Eis wieder ein ähnliches Chaos wie im Dezember entstehe, stelle die S-Bahn ihren Betrieb bis Ende Februar vorsorglich auf ähnliche Wetterbedingungen ein. Wieseke erklärt: Vor allem Züge der Baureihe 481 weisen bei Frost technische Mängel auf. Um die Reibung beim Bremsen zu erhöhen, wird im Normalbetrieb Sand aus Kästen ausgeschüttet, die außen an den Zügen angebracht sind. Bei Temperaturen unter 0 Grad Celsius friert der Sand ein, die Bremskraft reicht nicht mehr aus. Die Züge der Baureihe können dann nur noch 60 Stundenkilometer fahren, der Fahrplan käme wieder durcheinander. "Der Winterfahrplan ist das kleinere Übel" so Wieseke.

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