Bildung: Superschule in Berlin gefunden

Die Carl-von-Linné-Schule inn Lichtenberg wird mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Sie fördert intensiv ihre behinderten Schüler.

Deutscher Schulpreis: Ein zweiter Preis für Berlin. Die Carl von Lenne-Schule Bild: dpa

Die Carl-von-Linné-Förderschule in Lichtenberg ist am Montag mit dem Deutschen Schulpreis für herausragende pädagogische Leistungen ausgezeichnet worden. Mit drei weiteren Schulen teilt sich die Schule für Körperbehinderte den mit je 10.000 Euro dotieren zweiten Platz. Der erste Platz belegte eine Hildesheimer Gesamtschule. Insgesamt hatten sich bundesweit 170 Schulen für den von der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof-Stiftung ausgeschriebenen Preis beworben. "Damit gehört die Carl-von-Linné-Schule zu besten Deutschlands", sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) nach der Preisverleihung.

In der Sonderschule herrscht nach der Bekanntgabe der Preise Ausnahmezustand. Die Klassenräume sind leer, auf einer Großbildleinwand verfolgen mehr als 300 Schüler in der Aula die Preisverleihung. "Hurra" schreien einige Kinder und springen auf, als Schulleiter Peter Friedsam auf dem Bildschirm erscheint. "Jetzt müssen wir Party machen", sagt ein Junge im Rollstuhl. "Nun wissen endlich alle, wie toll wir sind", freut sich auch die Sekretärin Elvira Wenck, deren Telefon heute nicht stillsteht.

Die Sonderschule in der Paul-Junius-Straße ist eine Ganztagsschule, in der körperbehinderte Schüler ihren Haupt- und mittleren Schulabschluss machen können. Derzeit besuchen sie 405 Schüler, darunter Autisten, Diabetiker, Kinder mit spastischen Lähmungen oder schwerem Asthma. 121 Schüler haben neben der körperlichen auch eine Lernbehinderung; sie leiden etwa am Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom und werden in Extraklassen unterrichtet. Ab der 8. Klasse gibt es zudem Schüler-Firmen-Klassen für die lernbehinderten Schüler und berufsqualifizierende Lehrgänge. In Kursen wie "Catering", "Floristik" oder "Holzbearbeitung" lernen die Jugendlichen berufliche Fähigkeiten, um größere Chancen für die Ausbildungsplatzsuche zu haben.

Statt üblicher 45-Minuten-Schulstunden gibt es seit zwei Jahren einstündige Unterrichtsblöcke. "So können wir die Kinder individueller fördern und müssen den Stoff nicht in 45 Minuten pressen", erklärt Schulleiter Peter Friedsam. In den Klassen sitzen höchstens zehn Schüler, für jeden gibt es einen individuellen Förderplan.

"In meiner alten Schule wurde ich zusammengeschlagen", erzählt ein hochgewachsener rothaariger Junge mit Sommersprossen. Er ist Autist und so intelligent, dass er die 6. Klasse übersprungen hat. Jetzt besucht der 14-Jährige die 10. Klasse. Wenn er seinen mittleren Schulabschluss schafft, darf er aufs Gymnasium. "Er ist hochintelligent, setzt sich bei Prüfungen aber selbst so unter Druck, dass wir noch nicht wissen, ob er es schafft", sagt Biologielehrerin Jutta Utikal.

Sie unterrichtet hier seit der Eröffnung der Schule 1977, sie ist eine von 100 Lehrern. "Wir haben schon einige Schüler von anderen Schulen gerettet, die in den großen Klassen einfach untergehen." Viele Eltern körperbehinderter Schüler hätten sich schon verzweifelt an die Schule gewandt, weil sie eine bessere Betreuung wünschten. "Die Integration an Schulen funktioniert gut, aber gerade sterbende oder schwer erkrankte Kinder brauchen eine individuelle Förderung, die bei Klassenstärken von über 20 Kindern nicht zu leisten ist", erklärt Peter Friedsam.

Von den 10.000 Euro Preisgeld werden neue Hebebühnen gekauft. Die braucht die Schule dringend, damit auch Schüler im Rollstuhl am Schwimmunterricht teilnehmen können.

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