Kommentar Grüne: Transparenz nur bei anderen

Die Trunkenheitsfahrt ihres Landesgeschäftsführers ist nicht der größte Schaden für die Grünen: Das ist ihr undurchsichtiger Umgang mit dem Vorfall.

Er wird den Grünen fehlen: André Stephan hat als Landesgeschäftsführer einen guten Job gemacht. So jemand ist nicht von heute auf morgen als Wahlkampfmanager zu ersetzen. Der größere Schaden für die Grünen aber ist ein anderer. Denn der Umgang mit Stephans Beurlaubung widerspricht allen Forderungen der Partei nach mehr Transparenz in der Stadt.

"Wir brauchen Bürgernähe und Transparenz", sagte Spitzenkandidatin Renate Künast jüngst im taz-Interview. Transparenz kommt bei den Grünen überhaupt oft vor: Über 20-mal steht das Wort auf den 237 Seiten ihres Wahlprogramms.

Leider lässt die Partei diese Forderung nach Durchsichtigkeit nicht für sich selbst gelten. Einen einzigen Satz umfasst die Pressemitteilung, die über die Beurlaubung informierte. Keinen einzigen Grund nannten die beiden Parteichefs für diese Entscheidung.

Dass der abrupt ins Rampenlicht geratene Landesgeschäftsführer Stephan sich nicht äußern mochte, ist nachvollziehbar - nicht aber, dass sich am gestrigen Mittwoch lange eine Art eiserner Vorhang um Vorsitzende, Sprecher und Kommunikationsstrategen von Partei und Fraktion zog. Anrufe landeten durchweg auf Mailboxen, Erklärungen blieben mit Verweis auf Mitarbeiterrechte und ausstehende Beratungen am Abend aus.

Wenn das die neue politische Kultur sein soll, die zentrale Botschaft, mit der Künast Wählerstimmen sammeln will, dann wird daraus genauso wenig werden wie aus dem 2001 von SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit versprochenen "Mentalitätswechsel".

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