Keine Genehmigung für Großbordell: ... und puff!

Angst vor zuviel Prostitution: Verwaltungsgericht untersagt die Einrichtung eines 48-Zimmer-Laufhauses in Schöneberg. Bezirk, Quartiersmanager und Anwohner jubeln.

Liebe und Träume waren hier wohl vorher schon Mangelware - jetzt wird auch noch der Sex knapp. Bild: dpa

Love, Sex, Dreams verheißt die Neonschrift am Sexkaufhaus LSD an der Potsdamer Ecke Kurfürstenstraße. Ausgeträumt sind die Träume des Besitzers einer Tabledancebar, der in fünf leerstehenden Etagen über dem LSD ein Großbordell aufmachen wollte. Vorerst zumindest. Das Verwaltungsgericht hat entschieden, dass der 46-jährige Ismail Karaca keine Baugenehmigung für ein Laufhaus mit 48 Zimmern bekommt.

Der Beschluss wurde am Dienstag bekannt. Die Richter haben damit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung recht gegeben, die im Sinne der Anwohner gegen das Vorhaben votiert hatten. Ein Großbordell, so die Befürchtung, werde die Situation im Kiez weiter zuspitzen.

Prostitutionsbetriebe seien in der als Kerngebiet ausgewiesenen Gegend zwar grundsätzlich zulässig, heißt es in der Gerichtsentscheidung. Der Kiez um die Kurfürstenstraße sei aber schon jetzt durch Rotlichtgewerbe "in nicht unerheblichem Umfang" geprägt. Ein Laufhaus in der beabsichtigten Größe sei städtebaulich nicht mehr vertretbar, weil dies zu einem "Trading-down-Effekt" für die Gegend führe. Der Kiez würde dadurch für Anwohner und Gewerbe an Attraktivität verliere. Die Folge wäre, dass viele wegziehen würden.

So hatte auch das Bauamt Schöneberg argumentiert, als es Karaca im April 2007 die Baugenehmigung versagte. Dessen Pläne hatten vorgesehen, dass Prostituierte in dem Laufhaus Zimmer anmieten und bei geöffneter Tür auf Freier warten können. In dem Gerichtsverfahren hatten seine Anwälte die Auffassung vertreten, das Laufhaus werde zu einer Verringerung der Straßenprostitution führen und den Kiez somit entlasten.

"Wir sind froh, dass alles so bleibt, wie es ist", freut sich Michaela Klose vom Frauentreff Olga. Die Einrichtung auf der Kurfürstenstraße betreut drogenabhängige Prostituierte. Auch der Quartiersrat Magdeburger Platz ist froh. "Wir versuchen die Gegend seit zehn Jahren zu stabilisieren", sagt die Sprecherin Regine Wosnitza. "Ein Großbordell hätte die Arbeit zunichtegemacht." Beifall kommt auch von anderen Fachleuten. "Die kleinen Straßenprostituierten hätten sich nie in dem Laufhaus eingemietet", sagt die Sozialarbeiterin Wiltrud Schenk. Zu allen Zeiten habe es unterschiedliche Formen von Prostitution gegeben. "Straßenprostituierte machen es kurz und knapp und wollen kein Dach über den Kopf."

Ein Großbordell hätte die Prostitution im Kiez noch mehr angekurbelt, die zunehmende Konkurrenz unter den Frauen hätte die Stimmung weiter aufgeladen, ist Schenk überzeugt. Aber die Sozialarbeiterin ist noch aus einem anderen Grund gegen das Großbordell. Schenk ist eine Befürworterin von kleinen Wohnungsbordellen, wo Frauen unter sicheren, hygienischen Bedingungen in Eigenregie arbeiten können. "Die Großen machen die Kleinen kaputt", ist ihre Erfahrung.

Von Karacas Anwälten war keine Stellungnahme zu erhalten. Insider des Milieus gehen davon aus, dass die Anwälte gegen das Gerichtsurteil Berufung einlegen werden, weil hinter dem Projekt viel Geld stecke.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.