Debatte über Vergelichstest an Berliner Grundschulen: Zöllner schlägt zurück

Der SPD-Bildungssenator wirft im Abgeordnetenhaus Grundschullehrkräften eine "Verweigerungshaltung" vor. Sie hatten in einem Brandbrief den "Vera"-Test für Drittklässler abgelehnt.

Der Jürgen ist für die Vera: Bildungssenator Zöllner (SPD) Bild: dpa

Bis Donnerstag hatte er weitgehend geschwiegen. Kaum etwas war von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) zu dem Brandbrief zu hören, den ihm mehr als 1.000 Grundschullehrerinnen und -lehrer vergangene Woche geschrieben hatten. Die lehnten es ab, sich an bundesweiten Vergleichsarbeiten zu beteiligen, die unter dem Kürzel "Vera" in den dritten Klassen anstehen. Am Donnerstag im Abgeordnetenhaus äußerte sich Zöllner dafür umso klarer: "Ich werde diese Verweigerungshaltung nicht tolerieren." Er sieht die Lehrer in der Verantwortung, ihre Klassen ausreichend auf den Test vorzubereiten .

Den Brandbrief, unterschrieben von 1.051 Lehrkräften, hatte eine Initiative "Grundschulen in sozialen Brennpunkten" verbreitet. Er hält Zöllner vor, trotz dramatisch schlechter früherer "Vera"-Ergebnisse "weder mehr Lehrerstunden für intensive Förderung noch Zusatzstunden für kleinere Gruppen" ermöglicht zu haben. Zudem würden die Testaufgaben die Kinder oft überfordern. Zu Wochenbeginn übte in einem zweiten Brief auch der Grundschulverband Kritik.

Zöllner widersprach vehement. Zu wenig Personal kann für ihn "nicht der primäre Grund sein". Denn Berlin investiere deutlich über dem Bundesdurchschnitt in seine Grundschulen. Von Vernachlässigung, wie die CDU-Fraktion behauptete, kann laut Zöllner keine Rede sein. Ein zahlenmäßiges besseres Lehrer-Schüler-Verhältnis gibt es nach seinen Zahlen nur in drei anderen Bundesländern.

Der Senator sieht die Verantwortung anderswo. Es könne sein, dass es in den Schulen, bei den Lehrern und in den einzelnen Klassen nicht funktioniert. Laut Zöllner müssten sich die Lehrkräfte konstant fragen, was sie tun können, "damit meine Klasse beim nächsten Vera-Test besser wird". Zuvor hatte die SPD-Schulpolitikerin Felicitas Tesch in der Parlamentsdebatte die rot-rote Bildungspolitik verteidigt. Dazu zählte sie ein gutes halbes Dutzend Maßnahmen auf wie das niedrigere Einschulalter und den gemeinsamen Unterricht für die ersten beiden Klassen.

Die FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben, seit fast neun Jahren Teschs Gegenspielerin im Parlament, hatte auf eine solche Aufzählung offenbar nur gewartet. Was hätte denn all das gebracht? "Nüscht", beantwortete Senftleben berlinernd ihre Frage selbst, "jar nüscht."

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