BOCHUMER BOTSCHAFT
: Andi Brehmes Sein

Wenn du die Scheiße am Fuß hast, hast du die Scheiße am Fuß

Es ist auch eine Scheiße mit dem Fußball: Platz 11 in der 2. Liga und Niederlage in Cottbus inklusive verschossenem Elfmeter in der 88. Minute. Als ballsportaffiner Exilbochumer in Berlin hat man es zurzeit nicht leicht. Aber wenigstens gibt es die Bochumer Botschaft, den einzigen VfL-Fanclub in der Hauptstadt. Da leidet man an jedem Spieltag in der Friedrichshainer „Jägerklause“ wenigstens gemeinsam. Getreu der Devise, die ein Rentner einst im Ruhrstadion seinem Nachbarn zuraunte: „Ey, wenn das Scheiße wird, dann saufen wa.“

Ja, ja, alles nur Sport, wird ein rationaler Mensch sagen. Da kann man nur noch mit einem Buchtitel von VfL-Edelfan Ben Redelings gegensteuern: „Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben – es ist das Einzige.“

In Bochum sagt man allerdings „Einzigste“. Jedenfalls ist der Autor und Filmemacher in Berlin zu Gast, um die Jungs und Mädels von der Bochumer Botschaft wieder aufzumuntern, und alle anderen, die zu seinem aktuellem Programm „Halbzeit-Pause“ ins Nbi gekommen sind.

Als Redelings vom Exnationaltrainer Erich Ribbeck erzählt, sind die Sorgen der Berliner VfL-Anhänger kurz vergessen. Ribbeck, der jeder Sonnenstudiokette als Model Ehre machen dürfte, inspirierte die Trainerlegende Udo Lattek einst zu den Worten: „Als der liebe Gott die Talente verteilt hat, hat er bei Schönheit Ja geschrien, ich bei Erfolg.“

Die Anekdoten von Redelings trösten, doch für die Mitglieder der Bochumer Botschaft gilt aktuell die simple Logik des Weltmeisters Andi Brehme: „Wenn du die Scheiße am Fuß hast, hast du die Scheiße am Fuß.“ Eigentlich will man das als VfL-Fan gar nicht hören. Dann schon eher den früheren FCK-Boss Robert Wieschemann, der 2002 den damaligen Kaiserslauterner Trainer philosophisch in die Schranken wies: „Die Sprachlosigkeit von Andi Brehme ist eine Gesundung, nee, Entschuldigung, eine Fehlerhaftigkeit im Sein.“ JAN SCHEPER