Einblick (577)

Klara Li, Künstlerin

■ Klara Li, 1966 in Dessau geboren, lernte noch in der DDR Schuhschaftstepperin, später u. a. in Leipzig und im Erzgebirge Kunst, Schmuckgestaltung und Bühnenbild. Li schreibt Lyrik, malt, fertigt Schmuck an und tritt mit Gesang und Wassergläsermusik auf. Beim Sommerfest der Tanzschule Exploratorium am 4. Juli tritt sie um 17 Uhr mit zwei Kollegen in einer Musik-Performance auf.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

KL: Zuletzt bin ich in der ZERO-Ausstellung im Gropius Bau gewesen und hatte ein Heidenvergnügen daran, die reinfarbigen Yves Kleins immer wieder abszuspazieren und ihren Duft in mich aufzunehmen. Ich war dem Ausstellungshaus wieder einmal zutiefst dankbar für die prima edlen Präsentationen, die dort eingerichtet werden! Gerade die Otto-Piene-Werke – mit ihrer erlesen zeitlosen Schönheit – im Original beschauen zu können, fand ich sahne! Die Erhabenheit dieser Kunstwerke ist ein großer Trost im stressigen, dreckigen Berlin-Alltag.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Selbstverständlich empfehle ich das Exploratorium in Kreuzberg. Super Räume, Moderation und Organisation für andauernd tolle, internationale Improvisationskonzerte. Und ein angenehmer Ort von Format für Austausch, Begegnung und Bildung rund um die zeitgenössische freie Musik. Das allabendliche Programm im SOWIESO in Neukölln ist auch klasse!

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Ein Buch, das mich ständig begleitet, ist „Orlando“ von Virginia Woolf. Ich lese immer wieder darin und sauge ihre Sprache in mich ein wie eine gute Nahrung – und den Zauber der Ewigkeit, der mich aus dieser Biografie, die sich über 500 Jahre erstreckt, anweht. Ich werfe es auch immer wieder als Hörbuch ein, um den Restaurantlärm unter meinem Atelierfenster auf der Oderberger Straße zu übertönen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Die überall jetzt in allen Farben blühenden und duftenden Rosen. Ich bleibe gerne stehen und schnuppere daran. Es gibt in unserer Straße einige Sträucher, die sich zauberhaft an den Fassaden hochranken und aus den Pflanzkästen herauswuchern. Ich habe an meinem Bürgersteigbeet, für das ich Patin bin, sogar selbst einen Strauch über den letzten Winter bekommen. Jetzt entfaltet er gerade seine roten Blüten.