Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am morgigen Dienstag wird vorm Landesarbeitsgericht über das Wohl und Wehe der FAU verhandelt, nachdem dieser freien Gewerkschaft im letzten Jahr untersagt worden ist, Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen – im Kino Babylon Mitte, in dem die FAU die größte ArbeitnehmerInnen-Organisation war, also einen Schritt vor der Weltrevolution stand, wir erinnern uns. Also: Wer kämpft für den Haustarif? Man muss die FAU nicht mögen, um die Frage, ob es neben den DGB-Gewerkschaften noch andere ArbeitnehmerInnen-Vertretungen geben darf, interessant zu finden (Magdeburger Platz 1, 10.30 Uhr). Am Mittwoch wird man im Festsaal Kreuzberg über die „neue Funktion der Totalitarismus- und Extremismustheorien“ debattieren, also über die Gleichsetzung von Links- und Rechtsaußen und dergleichen. Es diskutieren Wolfgang Wippermann und die arg überschätzte Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke, die immer bequem auf der richtigen Seite stehen will und für dieses Unterfangen gern bereit ist, auf der falschen zu stehen. Hauptsache, man ist mit sich eins (Skalitzer Straße 130, 19 Uhr). Am Donnerstag wird im Vetomat „80 Jahre Wessel-Mythos“ begangen, und zwar von links. Oliver Reschke, der Autor des Buchs „Der Kampf der Nationalsozialisten um den roten Friedrichshain 1925–1933“, schreibt Lokalgeschichte und sortiert Wessel in sie ein. Hoffen wir, dass er bemerkt, dass der tote Die-Fahne-hoch-Dichter Wessel nicht nur in einem Kiez dazu diente, Massen zu mobilisieren und die Kameradschaft unter braunen Mördern zu stärken (Scharnweberstraße 35, 19 Uhr). Am Samstag schließlich öffnet mal wieder das Café Langsam seine Türen und lädt zum Flohmarkt unterm Dach. Normalerweise ist hier ja nicht der Platz, um „Unterhaltung mit Bier für gelangweilte Linke“ anzukündigen, doch da es in Moabit ziemlich wenig linke Läden gibt und dieser Ort sich seit einiger Zeit im Aufbau befindet, sei einmal freundlich auf ihn hingewiesen (Jagowstraße 12, 21 Uhr).