Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Stahlhelme, gefüllt mit Puzzlestücken, die wohl niemals ein Gesamtbild ergeben, Auszüge des Berliner Sadtplans, auf denen die BesucherInnen mit kleinen Zetteln Orte mit ihren persönlichen Erinnerungen markieren können, oder die Videoinstallation „Berlin Smiles“, in der man sich via Tastendruck einfügen kann… lächelnd, versteht sich. Dafür sorgte bei der Eröffnung ein freundlicher Einweiser. Yoko Ono zeigt in ihrer Einzelausstellung „Das Gift“ eine ganze Reihe von partizipatorischen Werken. Wie bei „The Hole“, eine Glasplatte mit einem Einschussloch, stehen die BesucherInnen mal auf der Seite der Gewalttäter, mal auf der Seite der Opfer. Die Realität ist derweil als überdimensionale Projektion zu sehen. Zu erkennen ist auf den grau in grauen Videobildern aus so genannten Kriegsgebieten allerdings so gut wie nichts. Trotz der hallenähnlichen Größe: der Kunstraum bietet einfach nicht genug Abstand. Nicht mal in der luxuriösen Kunsthalle von Haunch of Venison. Und so fühlt man sich voll in der Falle. Egal ob man mitmacht oder nicht. Schlau gemacht. Nicht weniger schlau, wesentlich minimaler und emotionaler sind hingegen die Bilder aus der Reihe „L‘Assassinat du Biafrais“ des Malers Pierre Dmitrienko. 1925 als Sohn einer Russin und eines Griechen in Paris geboren, sind seine beeindruckenden Bilder erstmalig 36 Jahre nach seinem Tod in Deutschland in der Pop-Up Gallery zu sehen. Großformatig zeigt er im rohen Gestus nahezu unbeschreibliche Fratzen der Gewalt und des Leids. Die verbeulten, kaum noch als menschliche Gesichter zu erkenene Porträts bezieht er auf die Gewalt während des Putsches und Gegenputsches 1967-1970 in Biafra. Mit verbundenen Augen zeugen die Antlitze noch heute von den brutalen Strukturen im Kampf um Macht, um Demokratie und Ressourcen. Ein Kampf, der bis heute auch in Nigeria noch keine Ende gefunden hat.

■ Yoko Ono: Das Gift; bis 13 November, Di.-Sa., 11-18 Uhr, Haunch of Venison, Heidestr. 46 ■ Pierre Dmitrienko: L‘Assassinat Du Biaffrais, Bis Mitte Oktober, Di.-Sa. 11-18 Uhr, Pop-Up Gallery Christopher Gaillard, Invalidenstr. 50/51