Oikocredit

Eine Genossenschaft fördert die Vergabe von Klein- und Mikrokrediten für soziales und ökologisches Unternehmertum in den Ländern des Südens

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Diskussionsabend: „Lebenswerte. Was soll Wirtschaft schaffen?“, am 25. September um 17.30 Uhr, in der GLS Bank Berlin, Schumannstraße 10, präsentiert von Oikocredit und der GLS Bank Berlin. Im Netz: http://www.oikocredit.org/de/foerderkreise/nordost/aktuell

■  Weitere Infos:

www.oikocredit.org

Der tazpresso ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der taz. Bezogen werden die Bohnen des taz-Getränks von Genossenschaften aus Afrika, die für ihr Produkt faire Preise bekommen. Unter ihnen ist auch die Kagera Cooperative Union (KCU) aus Tansania. Mit den Erlösen aus der Kaffeeproduktion fördert die Genossenschaft unter anderem Schulen vor Ort, verbreitet die Idee der organischen Kaffeeproduktion und vergibt Kleinkredite an ihre Mitglieder.

Ihr soziales wie ökologisches Engagement macht die KCU nicht nur zum perfekten Partner für die taz, sondern auch für die Kreditgenossenschaft Oikocredit, welche die KCU unterstützt. „Genossenschaften wie die KCU ermöglichen wirtschaftliche Eigenständigkeit und verbessern die Lebensbedingungen der Menschen in ihren Ländern. Deshalb fördern wir sie“, sagt Karl Hildebrandt, Referent für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Oikocredit Förderkreises Nordost. Oikocredit vergibt aus dem angelegten Geld ihrer Mitglieder Darlehen und Kapitalbeteiligungen für Projektpartner in Entwicklungs- und Schwellenländern. Mikrofinanz, Landwirtschaft und fairer Handel sind dabei die wichtigsten Schwerpunkte.

Die Wurzeln der 1975 im niederländischen Amersfoort gegründeten internationalen Genossenschaft liegen in der ökumenischen Bewegung. Diese wollte ein Instrument schaffen, mit dem Kirchen ihre Rücklagen für mehr globale Gerechtigkeit und zur Armutsbekämpfung einsetzen können. Mit 6 Millionen Gulden Startkapital nahm die Genossenschaft 1978 ihre Arbeit auf und unterstützte als erstes Projekt ein Kreditprogramm für Kleinbauern in Ecuador.

Der emanzipatorische Ansatz ist geblieben: So erbaute etwa die Markthändlerinnen-Kooperative Cocovico aus Abidjan in der Elfenbeinküste 2008 mit dem Geld von Oikocredit eine Markthalle. Wie Hildebrandt berichtet, sichert die Halle inzwischen die Lebensmittelversorgung im weiten Umfeld sowie rund 5.000 Arbeitsplätze für HändlerInnen und kleinbäuerliche ProduzentInnen, die hier einen Absatzmarkt gefunden haben. Weltweit unterstützt Oikocredit aktuell 864 Projektpartner in 70 Ländern mit einem Kreditvolumen von insgesamt 522 Millionen Euro.

Den größten Umfang haben Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen. Diese vergeben Kredite an Kleinunternehmen, die keinen Zugang zu Darlehen konventioneller Banken haben. Oikocredit setzt sich dabei für klare Regularien zur sozialen Ausrichtung des Mikrofinanzwesens ein, das in den letzten Jahren an vielen Stellen einer starken Kommerzialisierung unterlag. „Partner wie das Dorfbankennetzwerk CRECER von Frauen in Bolivien zeigen mit viel Erfahrung, wie Mikrofinanz wirtschaftlich und sozial als sinnvolle Hilfe zur Selbsthilfe funktionieren kann“, sagt Siegwart Kriebel, der langjährige ehrenamtliche Geschäftsführer des Förderkreises Nordost.

Damit bei der Vergabe der Darlehen nichts schiefgeht, hat Oikocredit 36 Regional- und Länderbüros in den Ländern der Projektpartner. Sie prüfen unter anderem die Kreditanträge sorgfältig nach einem Katalog sozialer und ökologischer Kriterien sowie zur verantwortungsvollen Unternehmensführung. In diesen Büros arbeiten fast ausschließlich einheimische Fachkräfte. „Diese Verankerung und Begleitung vor Ort ist enorm wichtig für die gelingende Zusammenarbeit mit den Projektpartnern“, betont Siegwart Kriebel.

Auf der Anlegerseite gibt es inzwischen in Deutschland acht sogenannte Förderkreise mit gut 20.000 privaten und institutionellen Mitgliedern, die längst nicht mehr nur aus Kirchenkreisen stammen. Über diese regionalen Trägervereine können Mitglieder Genossenschaftsanteile an Oikocredit à 200 Euro erwerben. Gemeinsam mit der taz und der Gemeinschaftsbank GLS lud der Förderkreis im Mai zu einer großen Genossenschaftsmatinee in Berlin. „Das UN-Jahr der Genossenschaften 2012 ist für uns ein sehr guter Anlass, um aufzuzeigen, wie das Thema ethische Geldanlagen und Ansätze solidarischen Wirtschaftens praktisch ineinandergreifen können“, sagt Karl Hildebrandt.

Wer den Förderkreis unterstützen möchte, kann Genossenschaftsanteile erwerben und so die finanzielle Basis von Oikocredit stärken. Ebenfalls gesucht werden Aktive, die ehrenamtlich bei Infoständen und Veranstaltungen mitwirken. „Es gibt noch viel zu tun. Wir freuen uns über alle, die sich bei uns engagieren wollen“, sagt Kriebel.

LUKAS DUBRO