hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Musik zum Träumen – so etwas darf man der Abgedroschenheit der Formulierung wegen eigentlich gar nicht schreiben, doch auf manche Musik trifft das als Beschreibung eindeutig zu. Und der Dream Pop trägt die nachtseitigen Schlafbewusstseinszustände so offensiv im Namen, dass man hier ungestraft eine Ausnahme machen darf. Auf Traumpop verstehen sich traditionell besonders die Skandinavier ganz vortrefflich. Wie die Finnen Pooma, die einen sanften, hin und wieder leicht eingetrübten Soundtrack zum Schlaf der Vernunft bieten, dem man sich am Donnerstag probehalber im Monarch ausliefern kann (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr).

Am Freitag geht es in der Philharmonie weniger ums Träumen als um das Trauern. Zu hören ist das „Requiem“ des Komponisten Hans Werner Henze. Doch anders als bei Requien sonst üblich, gibt es in diesem Werk keine Vertonung der lateinischen Totenmesse, es gibt vielmehr überhaupt keinen Text: Henze hat 1992 unter diesem Titel neun Kammermusikkonzerte zusammengefasst, die er dem Andenken an den an Aids gestorbenen befreundeten Dirigenten Michael Vyner widmete. Für einige Hörer könnte das Konzert zugleich als verlängerter Abschied vom Schöpfer dieser Musik dienen: Henze selbst starb vor gerade einmal anderthalb Jahren (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 22.30 Uhr, 10 €).

Für allerlei Spielarten der frei improvisierten Musik geschätzt werden in dieser Stadt die Australier. Tatsächlich ist die australische Improv Community Berlins beachtlich. Der klassisch ausgebildete Pianist Simon James Phillips ist eine ihrer vielseitigsten Figuren. Meistens spielt er in gemeinsamen Projekten wie dem Klavierduo Pedal, dem elektroakustischen Trio The Swifter oder dem Improv-Kollektiv Splitter Orchester. Solo kann man ihn auf seinem Album „Chair“ hören, dessen Erscheinen er am Samstag im Roten Salon in Begleitung eines eigens zusammengestellten Ensembles feiert. Mit dabei sind unter anderem die Bassisten Clayton Thomas und Werner Dafeldecker und der Schlagzeuger Andrea Belfi (Rosa-Luxemburg-Platz, 21 Uhr, 12 €).

Australier gelten ja als besonders entspannte Zeitgenossen, die sich auf zurückgelehnte Tonkunst verstehen. Zur Entspanntheit gehört in der Regel auch eine gewisse Langsamkeit. Und die findet sich reichlich im Werk der australischen Band Whitehorse. Ob man sie ansonsten als typische Vertreter der Musik ihres Kontinents betrachten will, sei dahingestellt: Die Band aus Melbourne spielt zähen, übellaunig brodelnden Doom Metal. Am Dienstag testen sie damit die Belastbarkeit des Soundsystems im WestGermany (Skalitzer Str. 133, 22 Uhr).