hört auf den Sound der Stadt

MALTE GÖBEL

Krapula“ ist ein Wort griechischen Ursprungs, das ins Lateinische übernommen wurde und in verschiedenen heutigen Sprachen sowohl den Akt des exzessiven Speisens und Trinkens bezeichnet als auch die Folgen von Übermaß: Trunkenheit, Vergiftung, Kater. Famoser Bandname, wenn man noch ein „Doctor“ davorsetzt – zumal Doctor Krapula in ihrer kolumbianischen Heimat auch aus anderen Gründen Kultstatus genießen: Seit 1998 singen sie gegen Korruption und Drogenmafia, machten sich mit einer Show vor 280.000 Zuschauer_innen unsterblich. Sie spielen Ska-Punk mit deutlichem südamerikanischen Mestizen-Sound-Einschlag, Manu Chao und Ska-P lassen grüßen – aber ein bisschen auch Gogol Bordello. Am Donnerstag bringen sie das Lido zum Tanzen, Vorband: Outernational. (Cuvrystr. 7, 24. 7., 21 Uhr, 14 €)

Die Musik-Szenen von Berlin und Toronto pflegen gern einen künstlerischen Austausch, Leute wie Peaches oder Joel Gibb (Hidden Cameras) sind dabei gleichzeitig Beispiele und Katalysatoren – wie auch Tim Isherwood, der früher mal Organist war, aber dann keine Lust mehr auf Beerdigungsmusik hatte und heute Electro-Beats und klassische Singer-Songwriter-Elemente zu fluffigen Songs zusammenbastelt. Damit passt er perfekt in die Lo-Fi-Lounge des Schokoladens am Samstag – und zu Camille Dereux, die mit ihrem Projekt Tier ähnlich verträumt mit düsterem Synth-Pop und fast schon orchestralen Arrangements hantiert. (Ackerstr. 169, 26. 7., 20 Uhr)

In guten Momenten klingen Rose Windows wie eine Mischung aus Arcade Fire, Lumineers, Jefferson Airplane und den Mamas & Papas. Letzteres natürlich auch optisch dank Hippie-Appeal und vor allem, weil sie eine Querflöte in ihrer Musik haben. Die sieben Musiker_innen kamen 2010 zusammen, der Impuls kam von Chris Cheveyo, der als Gitarrist keine Lust mehr auf Post Rock hatte und in den Sounds der Vergangenheit stöberte. Die Band rekrutierte er aus Mitbewohner_innen und Freund_innen des Hauses – so dass sich die Leute von Rose Windows auch persönlich sehr nahestehen. Merkt man auch an ihrer Musik: Montag spielen sie im Privatclub. (Skalitzer Str. 85, 28. 7., 20 Uhr, 12 €)

Schließlich Mittwoch, wieder Privatclub: Dean Wareham. Der hat gerade sein selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht, ist mit 50 aber nicht gerade ein vielversprechender Nachwuchsmusiker – das war er in den 80ern mit seinen Bands Galaxie500 und Luna. Heute gilt er als kleine Legende des Indiepop/Dream-Pop. Das Konzert präsentiert u. a. der taz-popblog (blogs.taz.de/popblog), wo es noch mehr Infos zu Wareham gibt, der aber auch sonst sehr lesenswert ist. (Skalitzer Str. 85, 30. 7., 20 Uhr, 13 €)