sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstagabend wird im Projektraum H48 (Hermannstraße 48, 20 Uhr) die Frage erörtert: „Was kann linksradikale Stadtpolitik?“ Genauer: „Hintergrund, Stand und Perspektiven linksradikaler Stadtpolitik“ sollen diskutiert und die Aktionsformen überprüft werden, anschließend werden „Brause und Cocktails“ gereicht. Vielleicht wird aber auch danach gefragt, wem die Proteste nützen und wie die Argumente sinnvoll vorgetragen werden können, sodass sie mehr als ein Ausdruck von Hilflosigkeit sind. Vor allem aber soll diskutiert werden, an wen sich die Proteste eigentlich richten.

Im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) wird am Freitag unter dem Titel „Verrückt? Stigma und Repression“ über den Umgang mit Vorurteilen, Schuldzuweisungen und der Diskriminierung von Psychiatriebetroffenen gesprochen werden. Nicht erst seit der Ausstrahlung der Fernsehserie „Black Box“ weiß man, dass das sogenannte Normale nicht unbedingt das ist, was Menschen befreit, und dass es ein merkwürdiges Ideal ist, dass alle gleich sind. Auf der anderen Seite muss sich ja tatsächlich um jene gekümmert werden, die drohen, sich selbst oder andere zu verletzen. In diesem Widerspruch ist die Psychiatriekritik seit Jahren verfangen, zugleich sind es aber immer wieder die „Normalen“, die sich die Kritik an ihrem Normierungswesen von vornherein verbieten. Dabei kann es jede und jeden betreffen, jede und jeder kann Opfer des Normierungswahns werden, die Frage „Heute noch normal – morgen schon verrückt?“ ist also durchaus angemessen. Insofern sind Veranstaltungen wie diese enorm wichtig.

Am Samstagnachmittag beginnt der Trans*March, der gegen jede Form von Zwangsmaßnahmen, Diskriminierung und Pathologisierung auftritt und transsexuellen Menschen mehr Aufmerksamkeit durch Sichtbarkeit verschaffen soll (S-Bahnhof Jannowitzbrücke, 15 Uhr). Alle, die das unterstützen mögen, sind herzlich willkommen.

Am Montag schließlich wird in der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr) über das „Freihandelsabkommen (TTIP) und die Zwänge des internationalisierten staatsmonopolistischen Kapitalismus (Stamokap)“ gestritten – Stamokap, das gute alte Wort, man hat es lang nicht mehr gelesen, und hier nun im Zusammenhang mit der Globalisierung. Schön. Gretchen Binus von der Linken und Michael Maercks von der DKP werden das Freihandelsabkommen erläutern und zerpflücken. Hoffentlich werden sie nicht nur auf die USA eindreschen, die man ja allgemein für die Verkörperung des Marktes per se hält, sondern auch auf Deutschland, das bekanntlich das Freihandelsabkommen sehr vorantreibt.