KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Bitte wenden, sonst gegen die Wand! Es ist fraglich, ob mit diesem Motto des intellektuellen Zusammenschlusses Berliner KunstproduzentInnen Haben und Brauchen den Senat für einen langfristigen Dialog sensibilisieren können. Wird die Richtung doch gleich vorgegeben und und alles, was bislang geschehen ist, grundsätzlich als falsch deklariert. Nun bin ich sicherlich nicht diejenige, die den SenatsvertreterInnen bei jeder Gelegenheit auf die Schulter klopft. Aber dialogisch taktisch schlau ist was anderes, oder? Man darf also auf die „Präsentation und öffentliche Diskussion des Konzepts für einen längerfristigen Dialogprozess zwischen freien und institutionellen Akteuren der zeitgenössischen Kunst und dem Berliner Senat“ von Haben und Brauchen gespannt sein. Wechseln die Protagonisten doch auf beiden Seiten eher zuverlässig schnell, manchmal sogar die Fronten, die ja nicht immer so deutlich nachgezogen werden können. So hoffe ich, dass bei allem ein wenig fröhliche Selbstkritik mitspielt. Das vereinfacht den Dialog meist ungemein. (Mo., 20. 10., 18 Uhr, ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, Siemensstraße 27–49)   Selbstkritik ist aber auch etwas Lästiges. Aber sie schadet einem halt nicht. Ganz im Gegenteil. Selbiger sollte sich auch Boychild, die letzten Freitag im Berghain performte, unterziehen. Puhhh, was für einen Abklatsch ihrer selbst bekam man dort zu sehen. Hatte sie mit ihrer Ausstellung bei Isabella Bortolozzi noch für eines der Highlights 2014 gesorgt, gelang es ihr nicht im Ansatz, an die Dichte und Emotionalität der Ausstellung anzuknüpfen. Zu miesem Eurotechno-Ramsch in der viel zu hellen Halle eingleisig voll gegen die Wand gefahren, möchte ich meinen.   Gegen die Wand gefahren wird auch ein Wagen in Vibeke Tandbergs neuem Video „Flymouth“ (21 Minuten). Das Pärchen, das involviert scheint und durch die kurze Geschichte führt, soll angeblich etwas desolat wirken. Wie und was genau geschieht? Ich weiß es nicht. Noch nicht oder auch danach nicht. Denn in dieser Nacht geht es darum, die Zeit außer Kraft zu setzen, sie neu zu inszenieren, sie zu untersuchen und sich von ihr mitreißen zu lassen. In „Flymouth“ wie auch in dem zweiten Film von Tandberg, der bei Videoart at Midnight gezeigt wird, spielt zudem gefundenes Material ein wichtige Rolle. Handelt es sich in dem ersten Film um Sequenzen aus dem Internet und altem Super-8-Filmmaterial von Tandbergs Vater, basiert „Mumble“ (20 Minuten) auf ausgewähltem Material aus 20 Spielfilmen. (Video at Midnight #58, Fr., 17. 10., 24 Uhr, Babylon Kino, Rosa-Luxemburg-Platz, Eintritt frei)