MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Diese Woche ist eine gute Woche für allerlei Verschrobenes, fast schon ein Erntedankfest für Incredibly Strange Music mit Angeboten aus aller Welt. Wunderliche Musik. Absonderliche Musik. Verdrehte Musik. Verspielt, verspult und hinterlistig. Wie die von Hairy Sands. Klingen manchmal wie eine reichlich angeschickerte Folk-Version von Pavement und kommen ohne Scheu von einem verwaschenen Dreampop zu einem versponnenen Jazzrock, wie er mal in der Canterbury-Szene von Bands wie Soft Machine und Caravan gepflegt wurde und der eigentlich weder Jazz noch wirklich Rock war, sondern eben eine schön schwebende Musik von ganz eigener Eleganz. Das Trio aus Brooklyn spielt heute am Donnerstag im Neuköllner Loophole, wo es dazu mit George Sands, einer Band aus Manhattan, einen seltsam entrückten Progrock mit Kunstwillen zu hören gibt (Boddinstr. 60, 21 Uhr).

Verschroben, hinterlistig, verdreht auch der Freitag mit dem Festsaal Kreuzberg (der ja jetzt wohl doch nicht wieder an angestammter Stelle aufgebaut wird), der mit einem aparten Programm ins Astra lädt, wo sich Die Goldenen Zitronen, Andreas Dorau, Erobique und aus Wien Gustav die Ehre geben (Revaler Str. 99, 20 Uhr, VVK: 12 €).

Dorian Wood wiederum, der Performance-Künstler und Musiker aus Los Angeles, ist ein guter Grund, sich mal wieder durch die alten Tom-Waits-Platten zu hören mit all ihren Gefahren/Gefährdungen des verschrammt Geschmackvollen. Was auch den Liedern von Dorian Wood nicht fremd ist. Er präsentiert seinen kammermusikalischen Cabaret-Blues am Dienstag im HAU 1 (Stresemannstr. 29, 20 Uhr, 16,50 €), während in der Berghain-Kantine (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 13 €) an dem Abend La Luz ihren direkt ins Herz rumpelnden Surf-Pop offerieren. Bei deren Auftritt vergangenen April im Monarch hörte Kollege René Hamann dabei, wie es die vier Musikerinnen aus Seattle mit „ihren schummrig-vertrackten Stücken“ verstanden, „dem vermeintlich auserzählten goldenen Jahrfünft zwischen ungefähr 1960 und 1965 noch eine eigene Note abzugewinnen“.

Der Mittwoch: Dakha Brakha. Werden mit Stichworten wie Psycho-Folk, Minimal und Trance beworben, was aber nicht mal annähernd umschreiben kann, was dieses betörend singende Quartett aus der Ukraine mit ihrer irgendwie aus der ukrainischen Folklore kommenden und weit darüber hinausreichenden Musik wirklich mit einem macht. Im Badehaus (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 15 €). Highly recommended und vielleicht noch ein Stückweit mehr mindblowing als der psychedelische Rock in Sixties-Erinnerung von Acid Baby Jesus aus Griechenland, die an dem Abend im Monarch spielen (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr).