MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

MALTE GÖBEL

Auf das Faithful!-Festival für Neue Musik wurde in der taz schon hingewiesen (www.faithful-festival.de, noch bis zum 23. 11.), daher sei nur kurz erwähnt: Es geht um „Treue und Verrat der musikalischen Interpretation“ – also schön abenteuerlich formuliert darum, ob ein Musikstück nur im Original toll ist oder ob ein Remake/Remix toller sein könnte. Die Antwort klingt gleich mit: könnte.

Diverse Bands probieren das Spiel mit Original und Weiterverarbeitung diese Woche aus. Banned from Utopia nehmen die Problematik schon in ihrem Namen sehr charmant auf: Sie huldigen dem Gitarrengott Frank Zappa (+ 4.12.1993) mit einem Konzert aus Songs seiner sämtlichen Schaffensperioden. Die Musiker der Band haben alle mit Zappa zusammengespielt, etwa Bobby Martin und Ray White als Leadsänger sowie Tom Fowler am Bass – wer könnte Zappas Musik besser auf die Bühne bringen als seine alten Weggefährten? (Kesselhaus, Donnerstag, 20. 11., 20 Uhr)

Möglichst nah am Original – das wollen Stahlzeit sein, die Rammstein-Cover-Band. Sie wollen ihrem Vorbild sogar in Sachen Bühnen- und Pyroshow nacheifern, das geht natürlich nur in einer großen Location. Frontmann Heli Reißenwebers Ähnlichkeit zu Rammstein-Sänger Till Lindemann in Aussehen, Stimme und Performance trägt ein Übriges dazu bei, und sonst (Zitat aus dem Pressetext): „Wenn sich die beeindruckend großen Ventilatoren zum basslastigen Intro langsam in Bewegung setzen, schlagen die Herzen eines jeden Rammstein-Fans höher“ (Columbiahalle, 22. 11., 20 Uhr).

Wem das zu hart ist, der kann in die Köpenicker Erlebnisgastronomie Freiheit 15 flüchten – dort eifern am gleichen Abend „sechs totale Westernhagen-Freaks aus dem Brandenburgischen“ ihrem Vorbild Marius Müller nach. Mitsingen erwünscht bei Belmondo (Freiheit 15, 22. 11., 20 Uhr).

In der klassischen Musik sind Cover ja kein Problem. Oder doch? Die „Staatsstreicher“ am Sonntag im Bode-Museum spielen etwa „Originalkompositionen“ von York Bowen, Guido Papini, Jurg Baur, Ladislav Kupkovic – und dazu Werke von Mozart, Wagner, Verdi, Humperdinck, Strauss in unterschiedlichen Arrangements. Verwirrend? Das liegt daran, dass die Staatsstreicher ein Bratschen-Ensemble sind, für die gibt es nicht viele Stücke, da muss man umarrangieren. Die Bratsche ist sowieso unterschätzt. Wer sie spielt, gilt als langsam und dümmlich, wird Opfer zahlreicher Orchesterscherze. Um das zu ändern, haben die Landesmusikräte Berlin und Schleswig-Holstein die Bratsche zum Instrument des Jahres 2014 gewählt. An dieser Stelle ein später Glückwunsch (Bode-Museum, 23. 11., 11 Uhr).