MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Wozu sind in der Musik eigentlich die vielen Worte gut, mit denen man es da so oft zu tun bekommt? Die lenken doch bloß vom Rest ab! Klänge sich selbst zu überlassen, reicht in der Regel völlig aus, alles eine Frage der Auswahl – oder zumindest fast. Am Donnerstag kann man sich zum Beispiel im KW Institute for Contemporary Art mit genau solchen frei flottierenden Frequenzen beschäftigen. In der Reihe „Feed Frequencies“, mit der die Biodiversität der Klangkunst gepflegt wird, bestreiten diesmal die Berliner Elektroniker Jan Jelinek und Robert Lippok den Abend. Jelinek bastelt „gefundene“ Töne in Loop-Strukturen neu zusammen und überführt sie so in eine andere Daseinsform, Lippok erzeugt seine klingenden Skulpturen in behutsamer Detailarbeit am Synthesizer. Worte würden da wirklich stören (Auguststr. 69, 19 Uhr, 10 €).

Wo wir schon bei wortfreier Musik sind: Am Freitag kann man sich noch mehr davon in improvisierter Form im NK zu Gehör bringen lassen. Dort spielt unter anderem die US-amerikanische Harfenistin Zeena Parkins, ihres Zeichens furchtlose Erforscherin der Grenzen ihres Instruments. Ebenfalls zugegen sind der japanische Gitarrenexperimentator Kazuhisa Uchihashi und der italienische Musiker Andrea Taeggi, der sein jüngstes, Drone-meditatives Soloprojekt Gondwana vorstellen wird. Allzu besinnlich dürfte es nicht werden (Elsenstr. 52, 21.30 Uhr).

Improvisieren ohne herkömmliche Instrumente gibt es selbstredend auch im Angebot: Plattenspieler sind ja trotz oder gerade wegen der Allgegenwart von Musiksoftware immer noch eine Option zum analogen Musizieren. Am Freitag bietet das WestGermany gleich drei verschiedene Formationen des turntablism auf: Extrem-Performer und Gelegenheits-Ritualist Joke Lanz trifft auf die Däninnen Camilla Sørensen und Greta Christensen mit ihrem viel versprechend benannten Projekt Vinyl Terror & Horror – und den Londoner Künstler Graham Dunning, der mit Vinyl Dissonanzen im Dienst verlorener Erinnerungen als Dub-Collagen erzeugt. Nur keine Angst vor seltsamen Geräuschen (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr)!

Da am Mittwoch dann schon Heiligabend ist, soll es an dieser Stelle doch noch ein wenig weihnachtlich werden. Keine Angst, das Bachsche „Weihnachtsoratorium“, von dem es an diesem Abend gefühlte 100 hundert Aufführungen gibt, soll es diesmal nicht sein, sondern vielmehr die ebenfalls recht feierliche „Krönungsmesse“ von Mozart. Im würdigen Rahmen dargeboten in der St.-Hedwigs-Kathedrale. Und zwangsläufig mit Worten. Aber da passt es auch (Hinter der Katholischen Kirche 3, 21.30 Uhr, Eintritt frei €).