POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

In dieser Woche geht es bereits allerorten arg weihnachtlich zu und es ist deshalb abzusehen, dass dies noch sehr viel schlimmer werden wird. Dennoch sammeln sich einige wenige Wackere, um Politik zu machen, so etwa am Freitag in der K9 (Kinzigstraße 9, 19 Uhr), wo die Organisation Women Across Borders den International Migrants Day feiern wird – in Form einer Solidisko für den guten Zweck. Gut das.

Zur nämlichen Zeit an anderer Stelle, nämlich im Kreuzberger New Yorck im Bethanien (Mariannenstraße 2, 19 Uhr) werden die Arbeiter, die die riesige Mall of Berlin am Leipziger Platz errichtet haben und deren Erstellung laut rbb rund eine Milliarde Euro gekostet haben soll, über ihre Situation erzählen. Die Arbeiter, die hauptsächlich aus osteuropäischen Ländern kommen, berichten, dass sie zu dieser Zeit um Teile ihres eh schon schäbigen Lohns gebracht worden sind, und demonstrieren bereits seit Wochen gegen die „Mall Of Shame“, wie sie den protzigen Konsumpalast nennen. Hier werden sie über ihre derzeitige rechtliche und soziale Situation aufklären und von ihrem weiteren Arbeitskampf berichten. Anschließend informiert die FAU noch darüber, wie sie den Kollegen in Zukunft helfen will.

Demonstriert wird am Samstag auch auf dem Joachimsthaler Platz (14 Uhr), und zwar unter dem angestrengt wortspielerischen Motto „KAmpf DEm WEihnachtsterror!“ – das Kaufhaus des Westens steht also im Mittelpunkt der Proteste. Die Veranstalter_innen informieren auf folgende Weise: „Zwischen sozialen Aus-Raubzügen und islamophober Terrorhysterie gehört auch das Weihnachtsfest zu den Säulen kapitalistischer Herrschaft, nicht nur in der sogenannten westlichen Welt.“ Diese Analyse ist natürlich grundfalsch, auch wenn das Weihnachtsfest sicher – gerade als christliches Fest – in den sich selbst als christlich definierenden Staaten zu den staatstragenden Säulen gehört. Nur was dieses Fest und der rundherum errichtete Konsumexzess unmittelbar mit der Angst vor dem Islamismus zu tun haben soll, weiß der Troll. Aber die „Reichen und Schönen“ sind ja sicher auch daran schuld. Warum auch nicht?

Etwas später wird im f.a.q. (Jonasstraße 40, 16 Uhr) über alternative Geschlechtsformen informiert, denn in diesem Jahr wurde am Standesamt Gehrden bei Hannover ein Antrag auf Änderung einer Geburtsurkunde hin zum Geschlechtseintrag „inter/divers“ eingereicht. Mal schauen, was da geantwortet wird. Die Antragssteller_in jedenfalls und Unterstützer_innen werden berichten, wie das Verfahren zur Zeit vonstatten geht und welche Chancen sie haben.