MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

An irgendwas muss man sich ja orientieren bei seinen Konzertentscheidungen. Neugier ist dabei nicht unbedingt der schlechteste Ratgeber. Es muss dabei kein Widerspruch sein, wenn man die an Erfahrungswerte koppelt – wenn man die Gier nach dem Neuen also auch abgleichen will mit dem, was man von einer Band oder einem Musiker sonst bereits so gehört hat. Und da ist Fred Frith natürlich mein Mann, gerade weil der Gitarrist etwas breiter gestreute musikalische Interessen vertritt und dabei – meine Erfahrungswerte – mich wirklich noch nie gelangweilt hat bei einem Konzert. Etwas emphatischer ausgedrückt: Eigentlich waren sie alle mitreißend, seine Konzerte, und da kamen über die Jahre so einige zusammen etwa mit dem brennenden Freiformrock von Skeleton Crew und Keep the Dog, mit dem eher mal kammermusikalisch argumentierenden Frith mit seinem Guitar Quartet, und unbedingt auch bei seinen Auftritten als so beinharter wie melodienseliger Improvisationsmusiker. Diese musikalische Position darf man dann am Freitag im Maschinenhaus der Kulturbrauerei erwarten beim Fred Frith Trio (mit Jordan Glenn, Schlagzeug, und Jason Hoopes, Bass). Also eine herzerfrischende und ohrenkitzelnde Quitschboingkrk-Improvisation mit der von Frith fachgerecht zersägten Gitarre und den wie absichtslos herunterfallengelassenen Tönen, mit denen es sich dann, neu zusammengesetzt und komprimiert, auch wieder richtig rocken lässt (Knaackstr. 97, 20 Uhr, 20/15 €).

Was für die Neugier: die man auch bereits im Netz befriedigen kann, wo man mit dem Stichwort Derdiyoklar alte Videos von diesem ziemlich wilden musikalischen Projekt findet (sehr hübsch zum Beispiel, wie da die Saz hinterm Rücken gespielt wird). Eine Mischung aus psychedelisch verseuchtem Krautrock, heftigem Discostampf und anatolischer Folklore. Gibt es am Freitag in einem Relaunch im Acud zu hören, zusammen in einer Show mit dem Trio Farfara (Veteranenstr. 21, 20 Uhr, 8 €).

Eine Mal-Gucken-Musik: Acollective, eine siebenköpfige Band aus Tel Aviv mit einem tricky taschenspielenden Pop, der vielleicht ja der nächste internationale Hit werden könnte. Vorbereiten darauf kann man sich am Samstag im Privatclub (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr, 14 €), wo man dann am Montag mit Spain (der Band von Josh Haden, der wie sein noch etwas berühmterer, 2014 verstorbener Vater Charlie Bass spielt) eine ganz behutsam und gefühlvoll hingetropfte, irgendwie aus Country und sonstiger Americana destillierte Musik hört. In etwa das schiere Gegenteil von Dosenbierpunk. Schön, schmeichelnd, Cognac im Schwenker. Was einen schon auch besoffen machen kann (20 Uhr, 19 €).