KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

NOEMI MOLITOR

Wenn Meryl Streep in „Into the Woods“ die Hexe spielt, die einen ganzen Wald aus dem Boden stampft, lass ich mich gerne verfluchen. Am Ende ist die alte Zauber-Frau auch viel realistischer, was ihre eigene Fehlbarkeit angeht, als all die aalglatten Prince Charmings zusammen. Aber der Wald sieht alles und hält zur Hexe. Für Uwe Goldenstein, Kurator der Gruppenausstellung „Night on Earth“ in der Moholy-Nagy Galerie im Collegium Hungaricum, ist der Wald ein magischer Schild – gegen die domestizierenden Großstädte. Er flüchtet vor der Entmystifizierung in die Nacht. Eine magische Auswahl. Joseba Esku lässt mit dicken Pinsellinien abstrakte Käferwesen entstehen. In Adam Magyars Videoarbeit „Stainless (Shinjuku)“ wirkt die Großstadt umso unheimlicher, je länger man hinsieht. Auf einem Bahngleis stehen Menschen wie durch einen Zauber eingefroren. Je langsamer die Kamera vorbeifährt, desto häufiger scheinen sie sich minimal zu bewegen. Eine unangenehm entrückte Moment-Wahrnehmung. Attila Szücs’ Ölgemälde „The Observers“ setzt eine Oberflächenbeschichtung ein, die so glänzt, dass sie Teile des Bildes verschließt. Je nach Beobachtungswinkel tauchen seine „Beobachter“ auf oder verschwinden. In „Living Room in the Kadar’s Villa“ befindet man sich, je schärfer der Winkel, sogar immer mehr in Szücs’ Wohnzimmer. Konstantin Dérys „Baumreste“ locken in einen überrealistischen Wald, der durch türkise Elemente in Öl hyperkonstruiert erscheint. Reinlaufen möchte man jetzt erst recht (Mo.–Fr., 10–19, Sa+So, 14–19 Uhr, Dorotheenstr. 12).

Auch Irene Cruz und Alan Gleeson sind auf der Suche nach „Waldeinsamkeit“. Dumpf angeleuchtete Zweige durchziehen den Kleinen Salon. Zu Gleesons Rauschen und Vogellauten gräbt sich in Cruz’ Videoarbeit eine Hand durchs Efeu. Ihre zwei Frauen im Sommerkleid wirken so Hochglanz, dass sie die Waldruhe eher stören. Dann wackelt die Kamera und es wird einem ganz schummrig (bis 1. 3., 18–20 Uhr, Manteuffelstr).

Spieglein, Spieglein, an der Wand: Gereon Krebbers Ausstellung „Tagundnachtgleiche“ bei alexanderlevy ist noch eine Woche hin, aber seine abgeschmirgelten Spiegel verbergen sicher noch ganz andere Betrachtungsweisen von Tag und Nacht. Mit feinem Materialgespür verarbeitet er verbranntes Holz zur Skulpturen und nennt diese z. B. „As if there was tomorrow“ (als ob es Morgen gäbe). Die „Nachtseite der Vernunft“, schreibt Goldenstein, beharrt auf „imaginativ-abseitigen“ Welten. So kann auch Holzkohle am nächsten Tag wieder zu einem ganzen Wald heranwachsen (Eröffnung: 7. 3., 18–21 Uhr, Rudi-Dutschke-Str. 26).