MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Es war wieder mal so ein unverschämter Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart, das Konzert der plötzlich aus der Versenkung aufgetauchten belgischen Band Aksak Maboul am Montag im Roten Salon. Und so unverschämt darf man schon sein, wenn man eben den Beweis erspielen kann, dass die Gegenwart so eine Vergangenheit ganz gut verträgt. Weil die im Konzert vorgestellten Lieder ja noch gar nicht vergangen sind, nur weil sie mal vor dreißig Jahren konzipiert wurden. Aus irgendwelchen Gründen wurden sie damals nicht veröffentlicht, jetzt hat man das mit dem „Ex-Futur Album“ nachgeholt, mit reizenden Avantpop-Chansons mit ein paar musikalischen Quertreibereien zwischendurch, was auch live durchaus ein bisserl mehr war als nur eine nette Erinnerung. Und der willkommene Anlass sowieso, noch etwas nachhaltiger auf das 1980 erschienene Aksak-Maboul-Album „Un Peu de l’Âme des Bandits“ zu verweisen mit einer durchtriebenen Metamusik, die einem so Sachen wie Rock ’n’ Roll, Punk oder Folklore mit und als Musik erklärt. Und zwar so grundlegend, dass das eine bleibende Gültigkeit hat.

Das Aktuelle: Bei Black Heino hat man es erstens mit einem prima Bandnamen zu tun, der doch bereits irgendwie nach Krawall schmeckt. Was zweitens durchaus wieder mit Verweisen auf Vergangenheiten abgedeckt wird, wenn die Berliner Band darauf hinweist, im Sound an so Fachbetriebe wie The Fall oder The Who zu erinnern. Das geht durchaus in Ordnung so, dem Geiste nach, bei dem verschärften Wandergitarrenbeat von Black Heino mit dem rumpelnden Schlagzeug und den auf Deutsch herausgeschrienen Texten über Eigenheimträume und andere fragwürdige Selbstfindungen, die vorzüglich zur selbst gestellten Lebensaufgabe der Band passen, nämlich „die Gegenwart mit übellaunigen, garstigen Songs“ abzustrafen. Muss ja ganz unbedingt auch gemacht werden. Black Heino tun es heute am Donnerstag im Monarch (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr).

Noch viel mehr Dunkelmänner finden sich im Astra beim dreitägigen Weekender-Festival von Out of Line, dem Berliner Fachlabel für allerlei Schwarzkittelmusiken, dessen erster Abend am Freitag höchst prominent von den slowenischen Stiefelrock-Konzeptkünstlern Laibach beschlossen wird (Revaler Str. 99, Fr, Sa 19 Uhr, So 17 Uhr, Tagesticket 29 €).

Um dann aber auch mal wieder ans Licht zu kommen, empfiehlt es sich, sich am Samstag einfach dem schönen instrumentalen Postrock-Wärmestrom von Saroos anzuvertrauen. Das Berlin-München-Trio spielt zusammen mit dem ähnlich argumentierenden Trio Caudal um den Gitarristen Aidan Baker im Antje Øklesund (Rigaer Str. 71, 21 Uhr).