THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das sind natürlich Bilder, die man sehen will: Fliegende Haie und Schaumfontänen, Farbexplosionen und Tische, die auf Stöckelschuhen laufen. Die Frau, die solche Bilder erschafft, ist ein Shootingstar der Theaterbranche. Die belgische Performerin Miet Warlop wechselte von der Bildenden Kunst zur Bühne und schuf mit ihren animierten Skulpturen und belebten Objekten ein Hybrid aus beiden Kunstformen. Dabei bricht sie immer wieder das Pathos beider Künste mit einer kräftigen Portion surrealistischem Humor. Im letzten Jahr von Katie Mitchell als beispielhaft für neue Formen der Autorschaft zum Stückemarkt des Theatertreffens eingeladen, ist die 1978 geborene Künstlerin nun mit ihrer neuen Arbeit im HAU zu sehen: „Dragging The Bone“, eine Soloshow, in der neben Warlop auch fünf Trockenhauben auf der Bühne stehen und aussehen wie der verfünffachte „Schrei“ von Edvard Munch (HAU 2, 1. April, 20.00 Uhr).

Im Theaterdiscounter geht es in dieser Woche wieder einmal um Afrika, diesen vom Kolonialismus geschundenen Kontinent. „KoNGOland“ ist beziehungsreich eine theatralische Fallstudie von Nina Gühlstorff und Lorenz Leky überschrieben, die sich unter anderem mit dem Schuldgefühl der Weißen und den daraus resultierenden Verklemmtheiten befasst. Das weiße Helfersyndrom dem afrikanischen Kontinent gegenüber zum Beispiel und daraus resultierende klischeehafte wie wenig nachhaltige Entwicklungsprojekte. Am deutschen Charity-Wesen soll diesmal die Welt genesen, merkt die Ankündigung der Theatermacher auf der Webseite des Theaterdiscounters bitterböse an – auch wenn dieses Charity-Konzept gänzlich ungenießbar ist. „KoNGOland“ knüpft an den Abend „Kongo Müller“ an, in dem Lorenz Leky anhand der authentischen Figur des Söldners Siegfried Müller Kolonialismus im 20. Jahrhundert untersuchte (Theaterdiscounter: „KoNGOland“, 26., 27., & 28. 3., jeweils 20 Uhr).

„Du musst Dein Leben ändern!“ durchfährt es den reichen Fürsten Dmitri Iwanowitsch Nechljudow, als er als Geschworener in einem Prozess in der angeklagten Mörderin eine ehemalige Geliebte erkennt: Katjuscha, die er einst erst verführt und dann verlassen hat. Er fühlt sich mitverantwortlich für ihr Schicksal, will zurück zu Gott und ein moralischeres Leben leben. Nechljudow ist der Protagonist in Lew Tolstois letztem, höchst melodramatischem Roman „Auferstehung“ aus dem Jahr 1889, den Tobias Wellemeyer nun für das Potsdamer Hans Otto Theater bearbeitet und inszeniert hat. Premiere ist am 27. März. Also nichts wie hin! (Hans Otto Theater, Potsdam: „Auferstehung“, ab 27. 3.).