THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Das Theater für ganz, ganz junge Menschen, das in dieser Woche geballt über die Bretter geht, passt perfekt zum gerade überall explodierenden Frühling. Einige der Produktionen sind schon für Zuschauer ab 6 Monaten gedacht. Für die zartesten Knospen des Zuschauernachwuchses, könnte man also sagen.

Was man aber nicht unterschätzen sollte, denn es werden hochkomplexe Kunstwerke zu sehen sein, in denen bildende und darstellende Kunst oft eine faszinierende Verbindung eingehen: beim Internationalen „Fratz“-Festival für ganz junge Zuschauerinnen und Zuschauer nämlich. Das Festival stellt vom 18. bis 22. April internationale Theaterproduktionen für ganz kleine Kinder vor, die nichtsdestotrotz mit dem Anspruch entstehen, als ästhetische Erlebnisse für alle Menschen zu funktionieren, und zwar unabhängig von Alter, Sprache, sozialer oder kultureller Herkunft. Das ist eine Herausforderung der besonderen Art, die dieses Theater auch grundsätzlich interessant macht als Theater für die postnationale und postbürgerliche Gesellschaft.

Zu sehen wird unter anderem Sue Gilles und Mischa Longs hinreißende begeh- und verwandelbare Papierinstallation „Paper Planet“ sein, die im „Polyglot Theatre“ in Melbourne entstand. Oder Hestia Tristianis (von der französischen „Compagnie du Loup Ange“) spitzfindige wie hochpoetitsche Performance „Metamorf’Ose“, die als „Musiktheater für Kinder ab sechs Monate“ angekündigt ist. Das Theater o. N., Gastgeber des Festivals, bringt die Tanzperformance „fliegen&fallen“ für Menschen ab zwei heraus. Das Theater o. N., das in den letzten Jahren immer wieder für Preise und Festivals nominiert worden ist, hat eine bemerkenswerte Geschichte: Bereits 1979 als Theater „Zinnober“ schon gegründet, war damals das erste freie Theater der DDR.

Im Rahmen des „Fratz“-Festivals findet auch ein internationales Symposion statt: „Das kleine Kind als Gegenüber: zum Verhältnis von Menschenbild und Kunstverständnis“. In interdisziplinären Workshops, Diskussionsrunden und Vorträgen werden u. a. Kindheitskonstruktionen und Arbeitsbedingungen im Theater für Kinder sowie internationale Fragestellungen der kulturellen Bildung vorgestellt und diskutiert. (Alle Infos: www.fratz-festival.de)

Darüber hinaus wird am 21. April die 13. Ausgabe des renommierten Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Augenblick mal“ eröffnet, das sechs Tage lang herausragende nationale und internationale Theaterproduktionen für Kinder und Jugendliche präsentiert. Festivalzentrum ist das Theater an der Parkaue. (Alle Infos: www.augenblickmal.de)