MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Es ist die alte Klage des Rock ’n’ Roll, der halt Aufstand und Rebellion letztlich auch nur als Simulation auf die Bühne bringt. Denn genau dafür ist der Rock und der Roll ja da, und so singt es hier eben: „Was kann ein armer Kerl schon tun, außer von der Münchner Freiheit zu singen“. Und das ist natürlich der „Street Fighting Man“ von den Rolling Stones, den Das Weiße Pferd, laut dem Popkritiker Karl Bruckmaier „momentan eine der interessantesten Bands aus München“, auf die Schwabinger Verhältnisse zurechtgeruckelt hat. Beim Auftritt heute am Donnerstag im Acud ist der „Straßenkämpfer“ bestimmt auch zu hören, neben den anderen Liedern der Band, mit denen Das Weiße Pferd dann wie eine aufgekratzte Jungschar-Version von Die Goldenen Zitronen klingt (Veteranenstr. 21, 20 Uhr, 9 €).

Und gleich noch mal ein Pferd. Seine Heimatkoppel hat es in Wien (was, mit dieser Ortsmarke zumindest in der Klammer verstaut, doch die Erwähnung des Eurovision Song Contest notwendig macht, der am Samstag mal wieder als das derzeit brennendste kulturelle Leuchtfeuer für Toleranz und Diversity beguckt werden kann – Letztere muss ja nicht unbedingt an musikalischen Parametern festgemacht werden, wenn man Erstere praktiziert). Und zurück zum Pferd: heißt im vollen Namen Das Trojanische Pferd und singt etwa von Romy Schneider: „So wie ein Schlag ins Gesicht / So wie ein Muttertagsgedicht / So wie das Kratzen an der Tür“, ja, „Was nützt der Weltraum ohne Romy Schneider“. Da steckt schon eine Menge an André Heller in diesem Pferd, der ein sehr beachtlicher Liederschreiber war, bevor er sich zum weltweit agierenden Anwalt für die Fantasie machte. Da steckt auch diese gemeine Gemütlichkeit in dem Chansonrock der Band – von der Art, wie Nero einst auf sein brennendes Rom schaute. Am Sonntag im Antje Øklesund (Rigaer Str. 71, 21 Uhr, 9 €).

Am Montag im Schokoladen: Sajjanu, ein hyperaktives Trio aus Tokio, ohne Konzentrationsschwächen bei seiner Zappelphilippmusik, die zack, zack von Harcore zum Metal zum Noise zum Irrsinn zappt. John Zorn ist da nicht nur deswegen eine Referenz, weil Sajjanu bereits auf dessen Tzadik-Label veröffentlicht haben (Ackerstr. 169, 20 Uhr).

Am Dienstag im WestGermany: Wand aus Los Angeles mit einer hart an der Bande des Hardrock entlanggespielten Psychedelic, wohl aus der Erkenntnis geschöpft, dass auch zünftiges Headbangen irgendwie bewusstseinserweiternd sein kann und dabei gleich die anderen Psychotricks wie die Quengelgeräusche und eben die sonnigen Melodien, die ein Donovan genauso wie ein Syd Barrett gern gesungen hätte, abgenickt werden. Wirklich tricky (Skalitzer Str., 133, 21 Uhr).