Kolumne Lustobjekte: Kiffer, Künstler, Tropenarzt

Smileys und Plattitüden wie "Ich habe eine humorvolle Ader." Die Suche nach dem Traummann ist mühsam. Vor allem auf Elitepartner.de.

Bei Martha ist es einfach. Sie hat genau zwei Kriterien bei der Partnersuche. Der Mann muss gut verdienen und erfolgreich sein, alles andere ist verhandelbar. Beim Kaffee erzählt sie von ihrem neuen Freund (gutverdienend, erfolgreich). Ich gebe mir nicht mal Mühe, meine Frustration zu verbergen.

"Du findest bestimmt auch bald einen tollen Typen", sagt Martha. Ich schaue sie zweifelnd an. "Ach ja? Und wen? Nur, damit ich mich schon mal vorfreuen kann." Martha zieht an ihrer Zigarette. "Nennen wir ihn Ben."

"Was macht Ben denn so?" "Ben könnte Tropenarzt sein." "Ich hätte lieber einen Künstler." "Ben sammelt Kunst. Bei ihm hängt ohne Ende Neo Rauch in der Küche. Aber er kifft ein bisschen zu viel." "Hm." "Künstler nehmen nun mal Drogen!" "Ich dachte, er wäre Tropenarzt?"

Ob ich es nicht mal mit Elitepartner probieren wolle, fragt sie. Ich halte ein imaginäres "Hallo? Gehts noch?!"-Schild hoch. Onlinedating. So verzweifelt bin ich noch lange nicht.

Abends melde ich mich bei Elitepartner an – natürlich zu Recherchezwecken. Das Ergebnis: 251 Akademiker, die in Berlin wohnen, zwischen 25 und 39 sind und größer als 1,66 Meter. Alle potenziellen Kandidaten mussten den Satz "Das Besondere an mir ist, dass …" mit mindestens sieben Wörtern ergänzen. Fein, so fallen gleich neunzig Prozent durch das Traumprinzenraster – dank Smilies und Plattitüden wie "Ich habe eine humorvolle Ader".

"Andere bezeichnen ihn als sehr attraktiv"

Die Profile der Übriggebliebenen: Ein Jurist hat bei der Frage zu seinem Äußeren "Andere bezeichnen ihn als sehr attraktiv" ausgewählt. Weg damit. Ein anderer benutzt den Ausdruck "kühles Bierchen". Igitt. Der sagt bestimmt auch Schlepptop.

Später im Bett überlege ich: Warum fällt es Frauen in meinem Alter so schwer, den perfekten Mann zu finden? Einen, der ein bisschen verrückt ist, aber zuverlässig. Der Blumen mitbringt. Nicht am Lebensstil und den Klamotten rummäkelt, aber ein Mindestmaß an Interesse aufbringt. Einen, der mit dreißig nicht beziehungsgestört ist, mit den Freunden auskommt und keine Angst hat, bei den Eltern vorstellig zu werden.

Ach so, eins noch: Er muss auch meine Fehler lieben. Aber da gibt es eigentlich nicht so viele. Außer, dass ich absolut keine Kompromisse eingehen kann.

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Jahrgang 1984, Redakteurin der taz am wochenende. Bücher: „Rattatatam, mein Herz – Vom Leben mit der Angst“ (2018, KiWi). „Theo weiß, was er will“ (2016, Carlsen). „Müslimädchen – Mein Trauma vom gesunden Leben“ (2013, Lübbe).

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