Kommentar G20-Gipfel: 20 Lösungen für eine Welt

Die Gruppe der acht größten ehemals westlichen Industriestaaten wird abgelöst durch die 20 irgendwie wichtigsten Länder. Aber auch hier geht es ums Geld.

Eine neue Weltordnung bildet sich heraus. Es passiert so langsam wie das Kalben eines Gletschers, aber außerhalb von Kriegen ist das mit Weltdingen eben so. Die Gruppe der größten ehemals westlichen Industriestaaten wird abgelöst durch die 20 irgendwie wichtigsten Länder. Auch hier geht es ums Geld, die 20 Länder repräsentieren 90 Prozent der Wirtschaftsleistung der Erde.

Das ist ein Fortschritt gegenüber der Beschränktheit früherer Gipfeltreffen, aber es bleiben die Probleme einer weltweiten Organisation: Sie trägt in sich die widerstreitenden Interessen, die erst zu den Problemen geführt haben. Und sie ist kein gewähltes Parlament, dass nötigenfalls mit Mehrheit entscheiden kann und auch die Mittel hat, Beschlüsse durchzusetzen. Gipfelverträge bleiben immer auf den Konsens angewiesen.

Im Falle des derzeitigen G-20-Gipfels von Pittsburgh können deshalb die eigentlichen Probleme der weltweiten Finanzarchitektur nicht angegangen werden. Jeder Finanzminister dürfte wissen, dass die Banken zu groß sind, dass sie zu viel Geld verdienen mit intransparenten Geschäften und dass die Banker jede private Haftung abwälzen auf die Allgemeinheit. Aber genau mit diesem Geschäftsmodell verdient Großbritannien sein Geld, die USA teilweise. Und vom Ungleichgewicht des Welthandels leben China, Deutschland und ein wenig Japan. Die exportierenden Schwellenländer wiederum wollen die Natur ausbeuten, nutzen niedrige Zölle und niedrige Löhne, andere versuchen sich vor dieser Billigkonkurrenz zu schützen.

Wie kommen die leidenden Regierten aus dem Dilemma? Indem sie ihren Regierungen drastisch zeigen, dass sie ein anderes Mandat erwarten. Doch wie soll dies zustande kommen, wenn der brasilianische, der chinesische und der deutsche Bürger ähnlich verschiedene Interessen haben wie ihre Repräsentanten?

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Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.

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