Kommentar Schulsystem: Bildungsferne Beratungsresistenz

Mit der sechsjährigen Grundschule liegen Union und Grüne in Hamburg richtig. Wer sich gegen längeres gemeinsames Lernen wendet, dem geht es um Besitzstandswahrung und Abschottung.

Es ist absurd: 29 Industrieländer zeigen mit dem Finger auf Deutschland und sagen: Die frühe Aufteilung der Grundschüler nach der vierten Klasse ist ein Irrweg. Und wie reagiert die deutsche Politik auf den Rüffel der OECD-Länder? Konservative Kultusminister verbitten sich die Einmischung in deutsche Angelegenheiten. Und der Deutsche Lehrerverband versteigt sich zu der aberwitzigen Aussage, ausgerechnet die wirtschaftsliberale OECD sei "Stichwortgeber einer linksideologischen Bildungspolitik".

Gelegen kommt den Verteidigern der frühen Selektion da eine Berliner Studie. Sie soll belegen, dass starke Schüler in auf sechs Jahre verlängerten Grundschulen nicht optimal gefördert werden. Doch die Probleme an einigen Berliner Schulen als Beleg gegen ein längeres gemeinsames Lernen zu nehmen, ist Unsinn. Denn wenn die zahlreichen internationalen Schulvergleichsstudien der vergangenen Jahre eines gezeigt haben, ist es das: Länder, denen es gelingt, die Starken wie die Schwachen zu fördern, lassen ihre Schüler so lange wie möglich zusammen lernen - und gehen gleichzeitig stärker auf individuelle Bedürfnisse ein. Auch in Deutschland erreichen die Grundschüler in Lesen und Mathe noch Spitzenleistungen, die in den weiterführenden Schulen aber verlorengehen - dafür öffnet sich die soziale Schere.

All das verbietet ein Weiter-wie-bisher. Den Blockierern des längeren gemeinsames Lernens jedoch geht es um Besitzstandswahrung und Abschottung. Und es geht um Angst. Die Angst der Privilegierten vor den sogenannten bildungsfernen Schichten. Von "Schmuddelkindern" wollen sie sich ihre Gymnasien nicht vermiesen lassen.

Umso bemerkenswerter ist es da, dass sich die Union in Hamburg von den Grünen immerhin zu einer Verlängerung der Grundschule um zwei Jahre bewegen lässt. Das ist zwar nicht das revolutionäre Konzept "Eine Schule für alle". Aber ein Schritt in die richtige Richtung. Nun müssen die beiden Parteien ihr Modell nur noch vernünftig umsetzen. Damit die Vertreter der alten Schule endlich Ruhe geben.

Es ist absurd: 29 Industrieländer zeigen mit dem Finger auf Deutschland und sagen: Die frühe Aufteilung der Grundschüler nach der vierten Klasse ist ein Irrweg. Und wie reagiert die deutsche Politik auf den Rüffel der OECD-Länder? Konservative Kultusminister verbitten sich die Einmischung in deutsche Angelegenheiten. Und der Deutsche Lehrerverband versteigt sich zu der aberwitzigen Aussage, ausgerechnet die wirtschaftsliberale OECD sei "Stichwortgeber einer linksideologischen Bildungspolitik".

Gelegen kommt den Verteidigern der frühen Selektion da eine Berliner Studie. Sie soll belegen, dass starke Schüler in auf sechs Jahre verlängerten Grundschulen nicht optimal gefördert werden. Doch die Probleme an einigen Berliner Schulen als Beleg gegen ein längeres gemeinsames Lernen zu nehmen, ist Unsinn. Denn wenn die zahlreichen internationalen Schulvergleichsstudien der vergangenen Jahre eines gezeigt haben, ist es das: Länder, denen es gelingt, die Starken wie die Schwachen zu fördern, lassen ihre Schüler so lange wie möglich zusammen lernen - und gehen gleichzeitig stärker auf individuelle Bedürfnisse ein. Auch in Deutschland erreichen die Grundschüler in Lesen und Mathe noch Spitzenleistungen, die in den weiterführenden Schulen aber verlorengehen - dafür öffnet sich die soziale Schere.

All das verbietet ein Weiter-wie-bisher. Den Blockierern des längeren gemeinsames Lernens jedoch geht es um Besitzstandswahrung und Abschottung. Und es geht um Angst. Die Angst der Privilegierten vor den sogenannten bildungsfernen Schichten. Von "Schmuddelkindern" wollen sie sich ihre Gymnasien nicht vermiesen lassen.

Umso bemerkenswerter ist es da, dass sich die Union in Hamburg von den Grünen immerhin zu einer Verlängerung der Grundschule um zwei Jahre bewegen lässt. Das ist zwar nicht das revolutionäre Konzept "Eine Schule für alle". Aber ein Schritt in die richtige Richtung. Nun müssen die beiden Parteien ihr Modell nur noch vernünftig umsetzen. Damit die Vertreter der alten Schule endlich Ruhe geben.

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Jahrgang 1979. War bis 2013 in der taz zuständig für die Themen Rechtsextremismus, Terrorismus, Sicherheit und Datenschutz. Wechsel dann ins Investigativressort der Wochenzeitung „Die Zeit“.

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