Kommentar Transrapid: CSU-Image entschwebt

Nach einer unbeliebten Schulreform, dem milliardenschweren Desaster mit der Landesbank und dem Aus für ihren Magnetzug braucht die CSU nun dringend einen Stimmungsaufheller.

Mit dem Transrapid ist ein politisch hoch gehandeltes Großprojekt beerdigt worden. Ist es schade um die Technik? Im Prinzip ist die Magnetschweberei ja ein modernes, elegantes Konzept. Seit 70 Jahren wird schon daran herumentwickelt. Doch konkurrenzfähig zum alten Rad-Schiene-System war die Schwebebahn noch nie: zu teuer im Bau, zu viel Energieverbrauch. Deshalb geht sie nun mit Recht als Fußnote in die Technikgeschichte ein. Auch künftige Erfindungen dürften da kaum weiterhelfen, denn Magnetzüge sind schlicht nicht kompatibel mit dem bestehenden Schienensystem.

Politik und Industrie schieben sich jetzt den Schwarzen Peter zu: Niemand will schuld sein an dem Flop. Dass Baukonzerne und Hersteller des Transrapids vor einem halben Jahr die Kosten dermaßen falsch beziffert haben, ist schon ein starkes Stück. Es dürfte schlicht zynisches Kalkül gewesen sein: Die Politik, namentlich die CSU unter Edmund Stoiber, wollte das Prestigeprojekt unbedingt. Da kann ein Unternehmen schon mal ein unverbindliches Angebot machen. Die öffentliche Kritik wird dann einfach weggesteckt.

Sowohl der SPD-Bundesverkehrsminister Tiefensee als auch die bayerischen CSU-Granden haben gestern betont, dass sie von der Kostensteigerung überrascht worden seien und nicht noch mehr Milliarden für den Transrapid als Vorortbahn ausgeben können und wollen. Für die politischen Entscheidungsträger ist das eine wohlfeile Ausrede. Denn natürlich wusste jeder von Anfang an, wie haltlos die früheren Berechnungen waren. Doch den CSU-Politikern ging es vor allem darum, das von Franz Josef Strauß einst so erfolgreich aufgebaute Image von den trotzig-modernen Machern zu pflegen. Das ist gründlich misslungen.

Nach einer unbeliebten Schulreform, dem milliardenschweren Desaster mit der Landesbank und dem Aus für ihren Magnetzug braucht die CSU bis zu den Landtagswahlen im Herbst nun dringend ein Thema, um wieder aus dem Stimmungstief zu schweben.

Das betrifft vor allem Parteichef und Finanzminister Erwin Huber: Er ist der Altbayer im Führungsduo, er muss die Mischung aus Strauß und Stoiber überzeugend darstellen. Diese Rolle auszufüllen fällt ihm offensichtlich schwer.

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Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.

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