Kommentar Pisa-Nachfolgetest: Diese Vergleiche bringen nichts

Bei dem Pisa-Nachfolgetest werden Mittelwerte verglichen, die nichts über die Leistung der Schulsysteme aussagen.

HAMBURG taz | Wieder ein Pisa-Nachfolge-Ranking. Und wieder dringt nur eine verzerrte Darstellung in die Nachrichten: In Bayen und Baden-Würtemberg lernen Schüler besser als in Hamburg, Bremen und Berlin, heißt es.

Doch hier werden Mittelwerte verglichen, die nichts über die Leistung der Schulsysteme aussagen. Rechnet man die Schüler mit Migrationshintergrund heraus, ergibt sich ein anderes Bild: da liegt Hamburg im Bereich Lesen und Englisch-Hörverstehen sogar an der Spitze. Um richtig korrekt zu sein, müssten aber noch andere Faktoren wie Armut oder Bildungsgrad der Eltern in die Statistik einfließen. Ansonsten droht ein solches Ranking, nur nach Bevölkerungsgruppen getrennt, die Spaltung der Gesellschaft noch zu befördern.

Der Handlungsbedarf besteht, dass wissen wir seit Pisa 2000, vor allem darin, die Zahl der Risikoschüler, die nicht ausbildungsfähig sind, zu senken. In dieser Hinsicht fällt der Bericht leider dürftig aus.

Die Kultusminister haben Standards definiert über das, was Schüler lernen. Ausführlich beleuchtet werden hier aber nur jene Standards, die ein Schüler für den mittleren Abschluss beherrschen muss. Dabei kam heraus, dass viele Schüler das schaffen - aber etwa jeder fünfte nicht. Vergleiche zwischen den Bundesländern hinken, weil Bayern zum Beispiel etwa 30 Prozent seiner Schüler rausrechnet, die nur Hauptschulabschluss anstreben. Ähnlich schief sind Ländervergleiche der Gymnasien, zu denen Bayern am wenigsten Schüler zulässt.

Hier ist der Bericht deutlich: Die soziale Selektion beim Zugang zum Gymnasium ist in Bayern am höchsten und in Berlin und Brandenburg am geringsten. Die haben eine sechsjährige Grundschule, wie Hamburg sie einführen will.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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