Kommentar Türken und Kurden: Einspruch gegen Gewalt

Die Türken und Kurden in Deutschland müssen sich verständigen. Sorgen um eine Eskalation des Konflikts muss man sich aber nicht machen.

Als Jugoslawien auseinanderbrach, zeigten sich die Spannungen zwischen Kroaten, Bosniern und Serben auch hierzulande. Während des Libanonkriegs kam es im letzten Sommer in deutschen Städten zu Solidaritätsdemonstrationen, für die israelische Seite wie auch für die Hisbollah. Kein Wunder also, dass jetzt, wo in der Türkei die Stimmung zwischen Kurden und Türken kippt, sich dies auch auf deutschen Straßen niederschlägt.

Zu Sorge besteht trotzdem kein Anlass. Bislang ist es ja eher erstaunlich ruhig geblieben dafür, dass Deutschland als Einwanderungsland von immer mehr weltpolitischen Konflikten berührt wird. Der Kurdenkonflikt in der Türkei weist schon eine sehr lange Geschichte auf, tausende sind den Kämpfen zwischen der PKK-Guerilla und dem Staat zum Opfer gefallen. Doch erst als es in den Neunzigerjahren auf deutschen Autobahnen zu Kurden-Demos und Selbstverbrennungen kam, nahm man hierzulande davon so richtig Notiz.

Seit sich an der Grenze zum Nordirak das türkische Militär und die PKK gegenüberstehen, wendet sich die Stimmung in der Türkei immer mehr gegen alle Kurden, denen Sympathien mit der PKK unterstellt werden. Nun kam es auch hierzulande erstmals zu Übergriffen. Doch die Situation ist eine andere als noch vor zehn Jahren. Seit der Verhaftung von PKK-Chef Öcalan vor acht Jahren hat seine Bewegung deutlich an Unterstützung eingebüßt, zuletzt trat sie hierzulande nur noch durch Erpressungen und Brandstiftungen in Erscheinung. Leider hat es die Regierung in Ankara in den letzten Jahren versäumt, die Kurdenfrage mit echten Reformen anzugehen. Stattdessen hat der türkische Nationalismus Auftrieb erhalten, der von türkischen Mainstream-Medien wie der Hürriyet auch hierzulande geschürt wird.

Dass sich die Mehrheit der Migranten davon bislang recht unbeeindruckt zeigt, ist ein Zeichen ihrer Integration. Es ist nur eine kleine radikale Minderheit, die in Kreuzberg und anderswo randaliert hat. Doch die Meinungsführer der türkischen Community und die türkischen Medien müssen zeigen, dass sie das nicht dulden.

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Daniel Bax ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz. Er schreibt über Innen- und Außenpolitik in Deutschland, über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 veröffentlichte er das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”

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