Kommentar Bahn-Gewerkschaft: Transnet hat seine Mitglieder verraten

Auch Transnet hat Daten missbraucht. Stärker kann sich eine Gewerkschaft nicht diskreditieren, tiefer kann sie nicht sinken.

Im Datenskandal der Bahn bringt der Chef der Gewerkschaft Transnet, Alexander Kirchner, jetzt Strafanzeigen gegen entlassene Vorstände ins Gespräch. Per Datenabgleich überprüfte Bahn-MitarbeiterInnen hätten Anspruch auf "moralische und wirtschaftliche Wiedergutmachung", glaubt der Gewerkschaftsboss.

Doch Kirchner sollte zu den illegalen Machenschaften des Bahn-Vorstands besser schweigen: Offenbar hat auch seine Gewerkschaft Daten missbraucht. Um abzuklären, ob die eigenen Mitglieder ihre Beiträge satzungsgemäß abführen, hat Transnet Datenabgleiche durchführen lassen. Selbst Ende 2008 soll der damalige Transnet-Chef Lothar Krauß noch um Überprüfung gebeten haben.

Im Klartext heißt das: Die Arbeitnehmerorganisation Transnet hat den Arbeitgeber Deutsche Bahn aufgefordert, die eigenen Mitglieder auszuspionieren - weil sie ihnen misstraut.

Mag Transnet auch argumentieren, die Arbeitnehmer hätten eine solche Überprüfung schon per Aufnahmeantrag gebilligt, mag die Konkurrenz von der Verkehrsgewerkschaft GDBA einen ähnlichen Passus in ihren Statuten haben: Stärker kann sich eine Gewerkschaft nicht diskreditieren, tiefer kann sie nicht sinken. Transnet hat die eigenen Mitglieder verraten, sich zum Komplizen der Gesetzesbrüche des Bahn-Vorstands gemacht.

Kirchner muss jetzt aufklären - aber im eigenen Haus. Die Transnet-Mitglieder haben ein Recht zu erfahren, wie tief der Filz zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber wirklich reicht: Schließlich hinterließ nicht nur die Mutation von Kirchners Vorvorgänger Norbert Hansen zum Arbeitsdirektor der Bahn ein Geschmäckle.

Transnet-Chef Kirchner ist jenseits aller persönlichen Verantwortung angeschlagen. Für die demokratische Kontrolle des Staatskonzerns Bahn ist das die größte anzunehmende Katastrophe.

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